Das Tief nach einem Hoch

Manchmal fühlt man sich, als ob man die ganze Welt besiegen könnte. Man denkt, man ist unaufhaltbar. Doch nach diesem Hoch kommt meistens ein Tief. Ein kleiner Einblick in meinen heutigen Morgen.

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Vincent

3/15/20255 min lesen

Meine letzte Woche war so aufregend und produktiv wie schon lange nicht mehr. Ich habe mir fast eine Woche lang frühs einen Wecker gestellt, auf 5 Uhr. Auch habe ich vor der Schule bereits schon mehrere Seiten geschrieben, für mein momentanes Buch, für meinen Blogeintrag, für Selbstreflektionen. Ich habe mich super gefühlt. Ich hatte das Gefühl, dass ich zwar alleine in Japan bin, umgeben von Fremden und neuen Umgebungen, aber es war toll mit mir selbst Zeit zu verbringen. Keine Stimmen, die einem sagen, was man machen soll. Keine Stimmen, die einem sagen, was richtig ist. Ich bin dabei zu lernen, Freude und Traurigkeit für mich zu behalten, sie nicht auszusprechen. Ich lerne jeden Tag und habe das Gefühl, dass ich jeden Tag auf meinen Traum hinarbeite. Und damit lebe ich bereits im Präsenz meinen Traum. Ich war diese Woche unglaublich stolz auf mich, habe die Tage mit guter Laune begonnen und habe jede Herausforderung mit einem Lächeln entgegengenommen.

Doch was, wenn auf einmal alles nicht mehr klappt? Was, wenn du auf einmal das Gefühl hast, dass deine ganze gebaute Welt zusammenfällt? Was, wenn es sich so anfühlt, als ob du den Boden, auf ein Neues, unter deinen Füßen verlierst?

Wie kommt das?

Ich habe dieses Gefühl schon sehr, sehr oft gehabt. Ich denke, jeder kennt dieses Gefühl. Man hat in einem Augenblick noch das Gefühl, man hat alles unter der Kontrolle, und dann läuft eine Sache schief, dann noch eine, und innerhalb eines Tages oder eines Augenblicks scheint alles aus dem Ruder gelaufen zu sein. Wie kommt das?

Nach einem absoluten Hoch gibt es nur eine Richtung, in die es geht. Nach einem Hoch muss ein Tief kommen, das ist klar. Man kann nicht fehlerfrei das Leben meistern. Fehler passieren und die sollte man auch anerkennen.

Warum tun diese Fehler aber genau dann so weh?

Vor allem weil man gerade inmitten eines Hochs war, fühlen sich kleine Probleme direkt viel drastischer an. Es ist nicht nur ein Fehler, der die Kurve nach unten zieht, es ist ein ganzer Richtungswechsel der Emotionen. Wenn man nach unten fällt, selbst, wenn es nur ein bisschen ist, dann ist man auf dem Abstieg, statt auf dem Aufstieg.

Wenn man im Gegensatz dazu die ganze Zeit auf einer Geraden ist, die sich weder verbessert, noch verschlechtert, so fühlt sich ein Fehler zwar immer noch scheiße an, aber man kann diesen Fehler besser relativieren.

Wenn man aber auf dem Aufstieg ist, dann fühlt sich der Fehler nicht nur wie ein Rückfall an, sondern vor allem wie eine Bewegung nach unten. Denn eigentlich ging alles gut, und auf einmal passiert ein Fehler? Gerade weil alles gut lief, macht man sich noch mehr Vorwürfe, warum man diesen Fehler zugelassen hat.

Wie sollte man damit am besten umgehen?

Ich glaube, dass es wichtig ist, dass man sich zwei Dinge bewusst macht:

  1. Was genau ist alles passiert, dass man sich schlecht fühlt?

  2. Warum ist es passiert.

Das hilft, die Dinge mit stimmiger Rationalität zu greifen, anstatt von Versagensgefühlen überhäuft zu werden.

So habe ich mich heute früh nach dem Aufwachen sehr elendig gefühlt. Erst wusste ich nicht warum, doch als ich mir rational klar gemacht habe, warum, und was alles passiert ist, merkte ich, dass alles nicht so schlimm war.

Ich war gestern noch lange weg, deswegen war das Aufstehen um 5 Uhr früh ambitioniert und ich habe gestern Abend schon gar nicht mehr dran geglaubt. Trotzdem hatte ich den Wecker an, ich bin um 5 Uhr und um 7:30 Uhr von meinem alten Wecker aufgeweckt worden, komplett verpeilt. Ich bin erst nach 8 Uhr aufgestanden und war komplett verpeilt. Ich habe richtig scheiße geschlafen, von meiner Exfreundin geträumt, die mich in meinem Traum gekorbt hat, so dass ich verpeilt und herzgebrochen aufgewacht bin. Direkt ging es mir kacke. Ich hatte keine Energie für irgendeine Morgenroutine, was noch dazu kam.

Doch ganz trocken: was ist passiert, dass ich mich heute Morgen scheiße gefühlt habe?

  • Ich habe schlecht geschlafen und war müde -> wollte im Bett bleiben

  • Ich habe von meiner Exfreundin geträumt, wie sie mich korbt -> war traurig

  • Ich habe meinen Schlafrhythmus total versäumt -> war sauer auf mich

  • Keine Energie für irgendetwas gehabt -> wollte heute unproduktiv sein

  • Ich habe mich einsam gefühlt -> hat sich scheiße angefühlt

Das klingt harmlos, doch ich habe mich richtig schlecht gefühlt und es fühlte sich dazu noch so an, dass so viele Probleme mich gerade belasten.

Dann habe ich mich aber gefragt, warum das passiert ist:

  • Ich bin gestern um kurz vor eins davon ausgegangen, dass ich mit vier Stunden Schlaf schon morgen auskommen werde.

  • Ich hatte beim Schlafen zwei Wecker, die ich mehrmals ausstellen musste, um 5 Uhr, und um halb 8.

  • Ich habe mich gestern Nacht gefragt, wie es meiner Exfreundin wohl gerade geht.

Und das war alles. Mehr war das gar nicht. Ein dummer Fehler beim Planen für meinen Tagesrhythmus und wahrscheinlich keine optimalen Gedanken zum Einschlafen und schon hat sich meine Welt am nächsten Morgen so angefühlt, als ob sie untergehen würde. Skurril, oder? Selbst ich, dem es heute früh so ging, finde es jetzt nachmittags schon ziemlich skurril. Als Leser findet man das bestimmt noch eigenartiger. Aber vielleicht versteht man es auch.

Was bringen diese zwei Schritte?

Ganz einfach, ich bin logisch durchgegangen, wie ich mich fühle, woher das kommt, und was es ausgelöst hat. Damit konnte ich jeden Grund erkennen, warum es mir schlecht ging und erkennen woran es lang. Ich habe erkannt, dass ich eigentlich gar keine großen Fehler gemacht habe, das eigentlich alles noch in der Aufwärtsbewegung ist und es sich absurderweise einfach nur so angefühlt hat, als ob ich den Boden unter mir verliere, was weit von der tatsächlichen Realität war.

Mir geht es eigentlich total super, auch heute. Ich habe mir das klar gemacht, dass ich meinen Tag jetzt halt etwas später anfange, und dass ich heute einen ruhigen Tag mache, wenn ich nicht so viel Energie habe und gleichzeitig meine Projekte trotzdem bearbeite.

Jetzt habe ich schon wieder einen produktiven Mittag/Nachmittag gehabt und genieße gleich die Belohnung, die ich mir gesetzt habe. Einen Film gucken, und heute Abend dann mein lecker gekochtes Essen genießen. Und morgen genauso. Durch diese zwei Schritte habe ich gemerkt, dass ich einfach nur starke Emotionen im Moment gespürt habe, die zwar natürlich sind, aber auch total übertrieben waren. Ich bin ein Mensch, und sowas gehört dazu, doch ich bin inzwischen an einem Punkt, wo ich sowas schnell wieder in den Griff bekommen will.

Fazit

Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen Leser, zu wissen, dass diese Gefühle komplett normal sind. Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. Obwohl man sich am Tag davor noch wie der Held der Welt fühlt, kann sowas ganz schnell kommen. Wenn man aber an die ganze Sache rational durchgeht, wird relativ schnell klar, dass die meisten Dinge gar nicht so schlimm sind, wie sie erst scheinen. Und wenn man mal einen Fehler gemacht hat, der selbst danach noch groß und unverzeihlich ist, dann sollte man sich trotzdem bewusst machen, dass man ein Mensch ist. Fehler gehören dazu. Man lernt daraus und geht weiter im Leben. Bringt doch nichts, sich daran aufzuhängen. Lernen und weitergehen.

Bis dahin.