Der Weg als Ziel – Warum wir immer weiterlaufen und doch nie ankommen

Wir laufen durchs Leben, immer auf der Suche nach dem großen Ziel – doch was, wenn das Ankommen eine Illusion ist? Eine Geschichte über die Kunst, den eigenen Weg zu gehen, ohne sich zu verlieren.

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Vincent

2/23/20252 min lesen

Weg als Ziel
Weg als Ziel

Wir alle sind auf der Suche nach etwas. Erfolg, Erfüllung, ein bestimmter Lebenssinn – doch wie oft fühlen wir uns, als würden wir uns nur im Kreis drehen? Wir laufen, wir kämpfen uns voran, doch das ersehnte Ziel bleibt vage, immer einen Schritt entfernt. Was wäre, wenn wir plötzlich erkennen, dass das Ankommen gar nicht der Punkt ist?

In einer Geschichte, die ich in den letzten Tagen entworfen habe, gibt es einen Protagonisten, der nichts anderes kennt, als zu gehen. Seit seiner Kindheit wurde ihm gesagt, dass er irgendwo ankommen muss, also läuft er – durch Wälder, über Berge, durch Täler. Doch egal, wohin er geht, er kommt nie an. Immer wieder steht er an den gleichen Kreuzungen, verirrt sich, kehrt zurück zu Orten, die er längst hinter sich lassen wollte.

Auf seinem Weg begegnet er vielen Menschen. Jeder gibt ihm einen Rat: Geh nach Norden, dort liegt dein Ziel! oder Nein, du musst nach Westen, dort wartet deine Bestimmung! Doch nichts davon bringt ihn weiter. Bis er eines Tages auf einen Mönch trifft – den ersten Menschen, der ihm keine Richtung vorgibt. Der einfach mit ihm geht.

Diese Begegnung verändert etwas. Denn zum ersten Mal fragt sich der Protagonist: Muss ich überhaupt irgendwo ankommen?

Wann ist man wirklich angekommen?

Unsere Gesellschaft vermittelt uns oft, dass wir erst dann wertvoll sind, wenn wir etwas erreicht haben. Doch was, wenn dieses „Ankommen“ eine Illusion ist? Der Mönch in der Geschichte zeigt dem Protagonisten, dass man nicht ständig auf der Suche sein muss – dass man manchmal auch einfach sein kann.

Als der Protagonist den Mut fasst, selbst stehen zu bleiben, ist das für ihn eine völlig neue Erfahrung. Sofort überfallen ihn Schuldgefühle: Ich verliere Zeit! Ich falle hinter den anderen zurück! Doch dann merkt er, dass das Stehenbleiben ihn nicht schwächer macht – sondern stärker.

Vielleicht besteht unser größter Irrtum darin, zu glauben, dass der Sinn des Lebens in einem festen Ziel liegt. Vielleicht ist es vielmehr die Art, wie wir den Weg gehen – und ob wir es schaffen, ihn wirklich zu erleben, anstatt immer nur das nächste Etappenziel vor Augen zu haben.

Der Moment, in dem das Herz leuchtet

Am Ende der Geschichte erkennt der Protagonist, dass sein Herz erst dann zu leuchten beginnt, als er das Gehen nicht mehr als Mittel zum Zweck sieht, sondern als das, was ihn erfüllt. Er erkennt, dass er nie verloren war – sondern dass er die ganze Zeit schon auf seinem richtigen Weg war.

Und vielleicht ist das die wichtigste Erkenntnis, die wir mitnehmen können: Wir sind nicht erst dann „da“, wenn wir etwas Bestimmtes erreicht haben. Sondern in jedem Moment, in dem wir bewusst gehen, bewusst leben – und nicht nur in die Ferne blicken, sondern auch auf den Boden unter unseren Füßen.