Die Flüchtigkeit des Lebens genießen – Dankbarkeit, Selbstakzeptanz und der Zauber des Moments
In diesem Essay reflektiere ich über die Vergänglichkeit des Lebens und zeige, wie Dankbarkeit und Selbstakzeptanz helfen, jeden flüchtigen Moment zu schätzen. Entdecke, warum das Hier und Jetzt alles ist.
ZWISCHEN DEN ZEILEN
Vincent
2/16/20256 min lesen


Die Flüchtigkeit genießen
Nichts im Leben ist für immer. Rein gar nichts. Sobald das Leben anfängt, beginnt die Flüchtigkeit. Bis die Ewigkeit einen irgendwann einholt.
Solange man lebt, kommen Dinge und gehen wieder. Kleine Momente, Freundschaften, Beziehungen, Freunde fürs Leben, Familie. Alles. Das Einzige, was bleibt ist man selbst.
Menschen sind sehr gut darin, sich anzupassen. Sie sind wahrscheinlich sogar die besten Lebewesen darin, die es gibt. Wir haben uns nicht nur äußerlich an unsere Umgebungen angepasst, sind schlauer geworden und unseren gesamten Gang entwickelt, wir sind inzwischen eine Stufe weiter. Wir haben uns an uns selbst angepasst, unsere sozialen Konventionen und an die Umgebung um uns herum. Und das ist beachtlich anstrengend für uns gewesen.
20 Jahre lang lernen wir die Regeln unserer Umgebung und der Gesellschaft. Und dann kommt aus dem Nichts ein Schicksalsschlag oder eine gewaltvolle Veränderung des Lebens und dann steht man da, und muss sich neu anpassen. Es ist nicht einfach für uns Menschen, diese dann nachträglich zu ändern, da wir bereits so viele Regeln in uns aufgenommen haben. Und es macht uns auch keinen Spaß. Denn einmal angekommen dort, wo man akzeptiert und respektiert wird, innerhalb der Regeln, will man dort nicht mehr weg. Doch das Leben ist flüchtig und nimmt dir deinen Job, nimmt dir dein Essen oder sonstiges. Und dann heißt es, sich anzupassen, oder eher gesagt, sich anpassen zu müssen. Viele Menschen wollen dieses ruhige Leben, ein Leben, in dem so wenig wie möglich Anpassung passieren muss. Ein Leben, in dem man in seinem gewohnten Umfeld bleiben kann. Das ist auch völlig in Ordnung.
Und dann gibt es auf der anderen Seite die Menschen, die nie stillsitzen können, die alles erleben wollen und stets mehr sehen wollen. Diese Menschen lernen nie aus, denn sie lernen immer wieder neue Regeln und neue Regeln. Damit will ich nicht sagen, dass die komfortsuchenden Menschen dies nicht tun, sie tun das auch, aber auf andere Weise. Sie lernen nicht immer wieder aufs Neue Regeln, sondern sie lernen, ihre Regeln zu vertiefen. Es wird ein großer Bestandteil ihres Lebens, etwas, was so tief geht, dass es ein Teil ihres Selbsts wird. Und die Menschen, die neue Regeln lernen, werden diese Regeln nie so in sich spüren, wie die Menschen, die diesen Regeln ihr Leben lang folgen. Doch die Neugierigen, die immer weiter lernen, neue Umgebungen erkunden, neue Gesellschaften erleben und vieles wieder von neu erleben, diese Menschen lernen viel mehr von der Welt.
Das Leben kommt sowieso mit Überraschungen auf dich zu, du brauchst keine Angst vor Veränderungen zu haben, diese kommen automatisch, auch wenn du dein ganzes Leben im Keller verbringst. Doch du solltest erkennen, dass du irgendwann stirbst und die Zeit dann vorbei ist.
Das Leben ist flüchtig. Und es wird immer flüchtig bleiben. Ob wir Menschen unser Leben lange leben oder kurz, am Ende kommt der Tod, denn niemand lebt für immer. Und anstatt Angst vor dieser Flüchtigkeit zu haben, nimm sie an, genieße sie. Es kommt alles von alleine, die Veränderungen, dann ist der Moment weg, den du gerade noch erlebt hast. Ein Nachmittag am Strand ist am Abend nichts mehr außer Erinnerungen. Eine Sommerliebe ist im Herbst vorbei, die bittersüßen Gefühle vielleicht erst im Frühling. Doch alles vergeht, die guten und die schlechten Erinnerungen, alle Lebewesen und irgendwann auch du. Du hast Glück, dass du deinen Abgang wahrscheinlich gar nicht mitbekommen wirst.
Diese Erkenntnis ist nichts Neues und jeder ist sich dessen bewusst. Alle Dinge sind da und irgendwann nicht mehr. Jedes Leben, jeder Moment. Wie man aber auf diese Erkenntnis guckt, ist entscheidend:
Du kannst wehmütig sein. Du kannst traurig sein. Du kannst aber auch glücklich sein. Du kannst auch lächelnd die Momente genießen, mit vollem Wissen, dass es in ein paar Stunden nicht mehr so schön sein wird. Du genießt die Vergänglichkeit, du genießt die Flüchtigkeit. Und du genießt die Momente und Menschen nicht, obwohl sie flüchtig sind, sondern weil sie flüchtig sind. Sei dankbar, dass du die Existenz dieser Momente Zeuge warst. Oder sei dankbar, dass du der Existenz dieser Momente Zeuge bist.
Denn du bist hier, du bist jetzt. Was jetzt ist, ist nachher vielleicht nicht mehr.
Je kürzer ein Moment, eine Beziehung, ein Leben, desto wertvoller kann dies sein. Wenn etwas für immer sein würde, keine Vergänglichkeit besäße, so wäre es auch nicht besonders. Besonders macht es die Zeit. Zu erkennen, wie ein flüchtiger Moment deine Perspektive geändert hat, obwohl er so kurz war, ist beeindruckend. Eine Beziehung zu führen, die in ein paar Monaten wahrscheinlich eh den Bach runter geht, kann man trotzdem jetzt genießen. Alles geht irgendwann den Bach runter und deswegen das hier und jetzt nicht zu genießen ist eine Verschwendung. Aber genieße die Beziehung nicht trotz des wahrscheinlich schlechten Ausgangs sondern deswegen.
Denn wenn es bald vorbei sein könnte, hast du eventuell nur noch wenig davon. Und dann sollte man die Momente besonders genießen.
Und so ist das mit allem im Leben.
Alles könnte bald vorbei sein. Und eventuell hat man von allen Dingen nur noch wenig Zeit. Und dann sollte man die Dinge und Momente besonders genießen.
Wenn du deine Sichtweise ein bisschen drehst, auch nur ein bisschen, dann ist selbst die Busfahrt zur Arbeit etwas Besonderes. Dann ist selbst das Aufstehen, wenn man müde ist, etwas Besonderes. Alles ist vergänglich und sobald man das nicht nur erkennt, sondern auch wertschätzt, ändert sich die Welt um dich herum.
Stell dir vor, du hast einen normalen Arbeitstag, den ganz normalen Alltag. Du machst nichts anders äußerlich. Aber in dir ist etwas anders. Heute bist du aufgewacht und du weißt nicht, ob du morgen aufwachen wirst. Du hast keine Angst zu sterben, aber du hast das Gefühl, dass alles was du heute erlebst, du zum letzten Mal so erleben wirst. Dies ist dein letzter Tag und du verbringst ihn so wie immer. Aber du erlebst ihn anders, da bin ich mir sicher.
Du siehst den grummeligen Chef auf der Arbeit, du musst grinsen. Du kriegst einen Haufen Arbeit aufgetischt, du musst etwas länger bleiben? Eigentlich gar nicht so schlimm. Du sitzt da und machst deine Arbeit, du schaust deinen Händen zu, wie sie auf magische Art und Weise so viel umsetzen können, ohne dass du dich auf jede einzelne Bewegung konzentrieren musst. Du gehst nach Hause, stößt dir den Kopf an einer Kante und dein Kopf pocht. Du hast Schmerzen, doch du denkst anders über diese Schmerzen nach. Du bist im Moment und bist froh, was heute passiert, denn du spürst alles und nimmst alles wahr, du hast inneren Frieden gefunden. Und dann schläfst du abends ein, das Bett heute besonders kuschelig.
Am nächsten Morgen wachst du auf, du spürst eine Beule an deinem Kopf und lächelst. Du lebst im Hier und Jetzt und hast deinen Frieden gefunden. Was das Leben dir zuwirft, fängst du auf. Nicht stöhnend, sondern dankend. Und auch wenn es weh tut, etwas zu fangen, du lächelst trotzdem. Und wenn mal etwas so wehtut beim Fangen, dass du weinen musst, dann weinst du eben. Und zwar weinst du so lange, bis es nicht mehr ganz so weh tut. Und dann erinnerst du dich, dass dies heute dein letzter Tag sein könnte.
Du stehst auf, erhebst deinen Kopf und lächelst über den Schmerz, den dir das Leben zugeworfen hat. Du startest in den Tag, und du bist im Moment. Die Gedanken schweifen ab? Kein Problem, aber erinnere dich, die Zeit tickt. Sei im Moment, denn das Leben geht weiter, auch wenn du dich entschieden hast, in der Vergangenheit zu verweilen, weil die Gegenwart zu schmerzvoll für dich ist. Manche Dinge sind so schwer zu ertragen, dass man lieber mit Gedanken der Vergangenheit hinterherweint, anstatt weiterzuleben.
Doch das Leben bleibt für dich nicht stehen. Du solltest auch nicht stehenbleiben.
Anstatt sich an den Moment des Abschieds zu erinnern und wie schlimm die Veränderung war, kann man auch die Perspektive nur ein kleines bisschen drehen und stattdessen dankbar für die schöne Zeit sein. Und sich weiterzubewegen, zusammen mit dem Leben, heißt nicht, dass man für immer dem Moment oder der Person Tschüss sagt. Stattdessen ehrt man sie durch positive Gedanken und durch das Erkennen was für einen Wahnsinnsunterschied diese flüchtige Zeit in dem eigenen Leben gemacht hat. Man bedankt sich innerlich, auch wenn man traurig ist, dass die Flüchtigkeit existiert. Sie zeigt dem Menschen, die Besonderheit des Lebens und des Jetzts. Es ist essentiell zu verstehen, wie wichtig das Hier und Jetzt ist und wenn man dies versteht, so versteht man auch, warum das Leben flüchtig sein muss.
Das Leben kann weh tun, aber es kann auch schön sein. Und du bist die einzige Person, die entscheidet, wie sie für dich ist. Deine Wahrnehmung ändert alles, und alles, was du dafür tun musst, ist sie ein kleines bisschen zu drehen. Und zwar jetzt.