Dankbarkeit, Achtsamkeit, und warum nichts im Leben selbstverständlich ist
Dankbarkeit und Achtsamkeit – Warum nichts im Leben selbstverständlich ist. Dieser Essay beleuchtet die Kunst, kleine Momente bewusst wahrzunehmen, das Leben zu schätzen und durch Dankbarkeit inneres Glück zu finden.
ZWISCHEN DEN ZEILEN
Vincent
1/27/20254 min lesen


Dankbarkeit, Achtsamkeit und warum nichts selbstverständlich ist
Wann hast du das letzte Mal innegehalten und dich für die kleinen Dinge bedankt?
Wenn man an Dankbarkeit denkt, denken manche vielleicht an das Erntedankfest, manche an ihre Familie, andere wiederum an ihre Freunde oder ihre Gesundheit. Wenn ich dankbar für Dinge bin, überlappen sich bestimmt einige Danksagungen mit deinen, aber bestimmt habe ich auch Dinge, für die ich dankbar bin, an die du noch nicht gedacht hast, und andersrum genauso.
Lebenssituationen schaffen Dankbarkeit, diese wiederum schaffen positive Charaktereigenschaften
Dankbarkeit ist etwas ganz Individuelles, jeder Mensch ist für gewisse Dinge dankbar und diese Dinge formen seine Sichtweise. So ist der Mann, der abends nach Hause kommt, dankbar für die Familie und Ruhe, die er außerhalb der langen Arbeit hat, oder dankbar, so eine tolle Frau zu haben, die es mit ihm aushält. Und durch diese Dankbarkeit, die in ihm liegt, behandelt er seine Frau auch anders als jemand, dem diese Dankbarkeit fehlt, weil er seine Frau für selbstverständlich sieht.
Warum denken wir nicht oft daran, wofür wir dankbar sind?
Ich lehne mit dieser Frage aus dem Fenster, doch ich würde schon behaupten, dass wir Menschen nicht oft an unsere Dankbarkeit denken. Zumindest nicht von alleine. Und warum nicht? Wir danken unseren Füßen nicht, dass sie uns jeden Tag tragen, oder unseren Beinen.
Ist das vielleicht auch etwas zu viel, den Beinen und Füßen zu danken?
Sag das mal jemandem, der sich den Fuß gebrochen hat, oder jemandem, der einen schweren Unfall hatte und nie wieder laufen darf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle nahen Angehörigen von Menschen mit Schicksalsschlägen anders auf die Welt gucken als jemand, der glückselig und sorgenlos aufgewachsen ist. Und so schlimm die Schicksalsschläge auch sind, sie bringen den Menschen herum nicht nur Leid. Sie bringen den Menschen etwas bei, und zwar wie glücklich sich manche Menschen schätzen dürfen, die so ein Leid nicht erlebt haben. Und so grotesk es auch klingen mag, Leid bringt auch Dankbarkeit. Uns Menschen fällt es leider erst auf, dass wir es gut haben, wenn wir im Vergleich sehen, wie schlecht es anderen geht, zumindest ist das bei den Menschen, die Dankbarkeit nicht aktiv üben.
„Wenn ein Blinder endlich sieht, wirft er als Erstes den Stock weg, der ihn durch die Dunkelheit getragen hat.“
Dankbarkeit üben? Wieso? Warum sollte ich dankbar für selbstverständliche oder rudimentäre Dinge sein?
In meinen Augen ist nichts selbstverständlich, aber du darfst das gerne anders sehen. Für mich ist selbst das Leben, nicht nur meins, aber auch besonders meins, nicht selbstverständlich.
Und lass uns das Beispiel vom Mann veranschaulichen, der jeden Abend spät nach Hause kommt und kaum noch Energie hat. Er ist dankbar für die Zeit mit seiner Frau, denn er sieht diese nicht als selbstverständlich, selbst die wenige, die er nur hat mit ihr. Er ist im jetzt, genießt und ist dankbar.
Doch der Mann, der keinen Job hat, nur mal als Gegenbeispiel, der den ganzen Tag mit seiner Frau verbringt, der sieht die Zeit mit seiner Frau als selbstverständlich. Ihm ist vielleicht noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass diese Zeit mit ihr alles andere als selbstverständlich ist.
Und so kann man alles (ja, alles!) durch neue Augen sehen:
Nichts ist selbstverständlich. Deine Sicherheit, deine Gesundheit, dein Job, dein Geburtsland, dein Leben, Frieden, die Tiere, unser Planet – nichts ist selbstverständlich. Und weil es nicht selbstverständlich ist, sollte man dafür dankbar sein.
Was bringt einem Menschen Dankbarkeit?
Ich möchte in diesem Essay nicht heilig klingen und so tun, als ob ich das Dankbarsein gemeistert habe. Ich habe meinen Weg gerade erst begonnen (Ich werde das Gleiche aber auch noch in 10 oder 20 Jahren sagen). Doch ich kann mit Zuversicht sagen, dass Dankbarkeit für Momente, so klein sie auch scheinen mögen, selbst wenn es nur die Lächeln der Menschen um dich rum sind, deinen Tag erhellen. Und alles, was deinen Tag zum Scheinen bringt, lässt dich ein bisschen heller scheinen. Und je heller du scheinst, desto zufriedener, glücklicher und gelassener wirst du. Es ist also vollkommen positiv, dankbarer zu sein und dies zu üben. Persönlich kann ich auch sagen, dass es mein Denken positiv beeinflusst hat, ich schlichtweg glücklicher bin und auch aktiver wahrnehme.
Du gehst frühs aus dem Haus, du weißt noch nicht, wohin du gehst, doch du gehst einfach los. Der Himmel ist grau, doch die Luft ist angenehm. Es riecht so, als ob es später regnen würde. Du bist achtsam und gehst in Richtung Park und sieht das Leben um dich herum. Menschen, die sich unterhalten, Krähen, die in den Wurzeln herumpicken. Und das Leben geht weiter, bis du etwas siehst und stehenbleibst: Eine Mutter geht in dunklen wetterfesten Klamotten über die Wiese und vier 90-zentimetergroße Kinder, genauso wetterfest angezogen, dazu noch jeder eine knallorangene Mütze auf, stapfen wie die Lemminge hinterher. Es ist der Moment, wo du stehenbleibst, das Leben mal kurz pausierst und einfach innehältst. Du freust dich über diese Kleinigkeit, sie betrachten zu können, es gibt dir ein gutes Gefühl. Und dann, wenn du so weit bist, gehst du einfach weiter.
Und diese Entscheidung, stehen zu bleiben, zu beobachten, oder in anderen Fällen zu handeln, die Möglichkeiten, die uns das Leben präsentiert, zu nutzen, das ist das, was uns dankbar und demnach glücklich macht.
Das Leben wirft uns dauernd Möglichkeiten vor die Nase. Es liegt an uns, mal stehenzubleiben, und diese zu erkennen, und dann damit etwas zu tun.
Du hast eine große Karrieremöglichkeit verpasst? Das fühlt sich natürlich sehr schlecht an, aber ich garantiere dir, dass sich noch ganz viele Möglichkeiten anbieten werden, solange man achtsam durch die Welt geht. Denn so ist das Leben. Es gibt uns Möglichkeiten hinter Möglichkeiten, zu beobachten, zu lernen, zu agieren. Und wenn man diese Möglichkeiten dankbar annimmt, bringt das Glücklichkeit.
Das ist zumindest meine Ansicht. Ob du zustimmst oder nicht, bleibt dir überlassen. Aber wenigstens hat dich dieser Artikel mal mindestens zum Nachdenken gebracht. Ob du jetzt innehältst und etwas damit machst, oder weiterlebst, ist deine Entscheidung.
Wofür bist du heute dankbar?