Izakaya-Abend

Gestern war ich zum ersten Mal beim Izakaya. Dazu war es noch ein All-you-can-eat-and-drink-Izakaya…ich habe viel gegessen.

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Vincent

3/20/20254 min lesen

Es war ein Ausflug, der von der Schule geplant war. Umgerechnet 35€ kostete die Anmeldung, was auf jeden Fall ein ganz schöner Happen war. Natürlich habe ich es mir zweimal überlegt, mich anzumelden, doch für die Erfahrung habe ich natürlich ja gesagt. Jedoch hat sich nur ein weiterer Schüler angemeldet, ein weiterer Deutscher. Insgesamt waren wir zu dritt, mit einer Arbeitskraft aus meiner Schule.

Anfangs schwer

Anfangs tat ich mir echt schwer, mich ins Gespräch einzugliedern, da der andere Deutsche bereits fließend japanisch sprechen kann und ich nur Brocken aufschnappen kann. Sätze zu bilden, dauert immer noch eine gewisse Zeit für mich, doch ich habe mich auf den Abend eingelassen und immer mehr gesprochen. Natürlich habe ich mehr Englisch gesprochen, als ich herausgefunden habe, dass die Lehrkraft einfaches Englisch versteht. Trotzdem habe ich versucht, viele japanische Vokabeln und Phrasen in meinen Wortschatz zu übernehmen.

Was ist ein Izakaya?

Grob übersetzt bedeutet „Izakaya“ „im Sake-Laden sitzen“. Wie der Name bereits andeutet, steht das Trinken hier im Mittelpunkt. Izakaya bieten eine große Auswahl an Speisen. Einige Izakaya sind auf Fisch oder Fleisch spezialisiert, während andere regionale Spezialitäten anbieten. Einige Gerichte, die in den meisten Izakayas erhältlich sind, sind Sashimi-Platten, Karaage, Yakisoba-Nudeln und Edamame (grüne Sojabohnen), die gut zu Bier und Sake passen.

Unser Izakaya-Restaurant

Unser Izakaya Besuch war vermeintlich nur All-you-can-drink, doch dann hat uns der Kellner erklärt, dass wir nicht nur zwei Stunden so viel trinken können, wie wir wollen, sondern auch essen. Und zum Start gab es direkt drei Gänge mit viel Gemüse, welches sehr schön angerichtet wurde. So wurde der erste Gang mit Trockeneis in Nebel präsentiert, während wir unseren ersten Drink genossen. Das war ganz klar ein Restaurant, welches Wert auf Präsentation legte. Doch der Geschmack war ebenso gut. Und so ging es los und wir aßen eine Menge Fleisch, Gemüse, Fisch, Früchte und andere Gerichte. Innerhalb dieser zwei Stunden wurde das Reden immer flüssiger und dann zeigte uns unsere Begleitung, dass wir tatsächlich die einzigen Männer in diesem Laden waren. Wir schauten uns um, und tatsächlich. Wir fragten sie warum, worauf sie andeutete, dass man hier tolle Fotos vom Essen und Trinken für Instagram machen kann. Daraufhin mussten wir natürlich lachen und tranken noch ein Bier. Doch jetzt bin auch ich hier, teile mein Essen und Trinken im noch extravaganteren Stil als es schlicht auf Instagram zu posten. Es gibt zu meinen Bildern noch einen ewiglangen Text, oder gibt es zu meinem ewiglangen Text ein paar Bilder? Wie auch immer, es kam der Punkt, an dem uns der Kellner informierte, dass wir jetzt gleich zum letzten Mal bestellen konnten. Falls wir also noch unbedingt etwas bestellen wollten, war jetzt der letzte Moment.

Der Anfang des Untergangs

Ich kenne meine Grenzen ja eigentlich (so fängt dieser Paragraph schonmal spannend an), doch ich kam mit großem Hunger in dieses Restaurant und großem Durst. Ich hatte jetzt fast zwei Wochen lang jeden Tag einen Kaloriendefizit hinter mir und diesen meistens noch mit gesundem Essen. Jetzt wollte ich mich belohnen. Immerhin war am nächsten Tag Feiertag und ich konnte ausschlafen. So habe ich, wie mein deutscher Kumpel auch, zwei Getränke noch bestellt, und dann aber noch drei Speisen, die eigentlich zum Teilen gedacht sind. Ich fragte die anderen beiden, ob sie auch noch was essen wollen, doch sie waren satt. Bei mir war noch Luft nach oben. So habe ich zwei Pastagerichte, die einzigen auf der Karte, bestellt und einen Nachtisch (Süßkartoffeln mit Kakaopulver und Sahne).

Natürlich war ich skeptisch, ob ich das schaffe, doch die Bilder auf der Karte vermittelten den Eindruck, dass ich das locker schaffen würde. So knabberte ich noch an den Resten der ersten Massenbestellung für unseren Tisch, frittiertes Hähnchen und leckere Lachsspezialitäten, als zwei riesige Teller Pasta auf den Tisch gestellt wurden. Meine Augen wurden klein, die Mundwinkel der anderen beiden stiegen und dann lachten wir alle drei. Dennoch waren die beiden darauf beharrt, dass sie keinen Hunger haben und ich wusste, jetzt war der Moment gekommen, meinen Mann zu stehen. Ich machte mich an die erste Pasta, eine cremige Sahne-Fisch-Pasta, sehr lecker. Auch legte ich die Essstäbchen auf Seite und fing an meine Pasta mit der Gabel zu rollen. Ein Happen nach dem anderen wanderte in meinen Mund und nach fünf Minuten war die ganze Pasta weg. Sehr lecker, sehr cremig, sehr reichhaltig.

Eigentlich wäre diese Speise das perfekte Ende gewesen, doch natürlich wie auf Knopfdruck zu diesem Gedanken kam dann der Nachtisch mit den Süßkartoffeln. Ich wusste, dass es nur einen Weg gab, diese Situation zu lösen: Ich musste mich einfach hindurchessen. Und so atmete ich tief ein, machte gelegentlich etwas Platz in meinem Magen und schaufelte auch noch die zweite Mega-Portion Pasta in mich hinein. Aus Mitleid half mir mein Kumpel dann mit den Süßkartoffeln, die schon echt schwer wurden, hineinzubekommen. Das Kakaopulver und die Sahne waren allerdings ein super Abschluss, davon hätte ich noch mehr essen können. Süßspeisen wandern ja bekanntermaßen in ihren eigenen Magen.

Voll und fertig

Ich hatte es immerhin geschafft, eventuell hatte ich mich ein bisschen überschätzt, doch ich war stolz, dass ich es geschafft hatte. Wir saßen noch eine halbe Stunde am Tisch, tranken unsere Getränke aus (jeder Schluck wirkte gefährlich, und nicht, weil ich zu viel Alkohol in mir hatte) und machten uns auf den Weg. Das Lachen tat weh, doch immerhin hatte ich 20 Minuten zu Fuß nach Hause, in denen ich über meine Entscheidungen des Abends reflektieren konnte. Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend und auch wenn es mir am Ende etwas schlecht ging, bereue ich nichts! Ich würde es nochmal machen! Aber nicht heute und nicht morgen. Heute wird ein bisschen gefastet, morgen vielleicht auch noch. Ein spaßiger, wenn auch teurer Abend.

Bis dahin!