Kommunikation

Ein paar Gedanken über Kommunikation, den Sinn dahinter und wo sie überall versteckt ist.

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Vincent

4/6/20254 min lesen

Ich bin heute nach Hause gelaufen, nach einem langen Wochenende. Es war viel Sozialisieren mit anderen und gleichzeitig gab es so viele schöne Momente, die ich ganz alleine genossen habe. Als ich die Straßen vorhin nach Hause gelaufen bin, habe ich mir die Neonlichter an den Häusern angeschaut. Die Sakura-Bäume, die, nachts beleuchtet, wie Sterne aussehen. Musik in meinen Ohren, die mich nachdenken ließ. Essen im Magen, das mich müde machte. Ein Lächeln auf dem Gesicht, das sogar mein Herz zum Leuchten brachte. Statt 40 Minuten Fußweg schlenderte ich die gleiche Strecke in einer Stunde entlang. Und während ich meinen Heimweg genoss, dachte ich über etwas nach. Wie kann ich meine Gedanken, meine Erfahrungen und meine Sinne teilen? Wie kommuniziert man so etwas am besten? Die letzten 48 Stunden habe ich hunderte Videos und Fotos gemacht, doch kann ich meine Gefühle damit so ausdrücken, wie ich sie erlebt habe? Reicht das Medium Film dafür aus? Fotos, Worte? Ein Mix aus allem?

Darüber habe ich vorhin nachgedacht. Und dann habe ich über das Wort „Kommunikation“ nachgedacht. Ein Medium ist ein Weg, zu kommunizieren. Wenn ich meine Gedanken ausdrücken möchte, muss ich kommunizieren. Wenn Ideen ausgetauscht werden sollen, muss kommuniziert werden. Und warum eigentlich will ich meine Gedanken ausdrücken, kommunizieren und mit der Welt teilen? Bin ich ein arroganter Mensch, der stolz auf seine Ideen ist? Und sind das die meisten Menschen? Stolz auf die Folgerungen ihrer Gedanken, so dass sie diese Erfolge mit anderen teilen wollen? Und warum? Um zu helfen, zu protzen oder um zu inspirieren?

Kommunikation ist überall im Leben versteckt

Ein Blick in der U-Bahn auf einen fremden Menschen, der schnell wegguckt. Ein „Danke“, ein Händeschütteln und genauso kommuniziert auch die Natur. Wurzeln unter der Oberfläche, Pilze noch tiefer und Strömungen im Meer. Alles kommuniziert miteinander. Das Leben kommuniziert mit allem und wir kommunizieren zurück. Verstehst du die Sprache des Lebens? Verstehst du, was es dir sagt? Ob du verstehst oder nicht, weißt du wahrscheinlich selbst nicht. Doch das Leben erkennt die Fähigen. Genauso, wie du erkennst, dass eine gewisse Idee bei der anderen Person nicht richtig verarbeitet wird, sieht auch das Leben durch die Kommunikation und deiner Reaktion, ob du verstehst. Alles kommuniziert. Doch Kommunikation ist schwierig. Wie kommunizierst du mit fremden Menschen? Mit Tieren? Und schonmal mit der Natur kommuniziert? Wer weiß, was unsere Augen alles übersehen, unsere Ohren überhören, unsere Nasen nicht wahrnehmen?

Ohne Rezeption gibt es keine Kommunikation.

Wie kommuniziere ich also mein Gefühl an dich, den ich beeindrucken möchte? Wie zeige ich dir, was ich vorhin erlebt habe? Welches Gefühl ich gespürt habe? Kann ich dich so berühren, wie es mich berührt hat?

Um dieses Gefühl mit dir zu kommunizieren, ist es also erst mal wichtig, dass ich das besagte Gefühl selbst richtig wahrnehmen kann. Die Poren öffnen. Verstehen, was ich gesehen habe, gerochen und gehört habe. Wie sich die Luft an meiner Haut angefühlt hat. All das muss ich erstmal sortieren, ordnen.

Die Sammlung von Erinnerungen weiterzugeben ist eine Kunst

Wenn ich mit dir rede, ein normales Gespräch führe, gebe ich mein Wissen weiter und sauge deins auf. Dies macht man live, direkt. Manche Menschen arbeiten schneller mit ihrem Kopf, können direkt alles aufnehmen, vielschichtig verarbeiten und gekonnt antworten, Mehrwert liefern. Manche Menschen, ich schließe mich zu dieser Gruppe an, denken lieber ein paar Stunden über die Dinge nach, brauchen etwas länger, diese Gedanken und Erfahrungen zu verarbeiten. Dafür passieren andere Dinge bei diesen Menschen. Weil wir uns Zeit für das Verarbeiten der Informationen nehmen, können wir zwar meist nicht direkt wertvolle Antworten geben, aber dafür finden wir vielleicht Ideen, die auftauchen, weil uns die Gedanken einige Zeit begleitet haben. Worauf will ich hinaus?

Meisterhaft kommunizieren.

Es gibt mehrere Arten der Kommunikation. Ich merke, dass es bei mir nicht die „Live“-Kommunikation ist, die ich am meisten wertschätze, die ich auch nicht am besten beherrsche. Stattdessen interessiert es mich viel mehr, meine Gedanken zu sammeln und sie geordnet wiederzugeben, und dies so präzise wie möglich. Lieber am Abend den Tag beschreiben als ihn mittags zu diskutieren. Und was bringt das? Ich erhoffe mir mit dem Filmemachen, mit meinem Schreiben, mit meinen Gedanken, dass ich meine Gefühle und Erinnerungen kommunizieren kann, so dass Menschen, die diese Gefühle an ihrem eigenen Tag nicht gespürt haben, trotzdem die Chance haben, diese zu fühlen. Dafür muss ich ein Meister der Kommunikation werden. Welches Medium benutze ich? Welches Medium ist das Beste dafür? Sind es meine Worte, die dich berühren? Die Bilder, die ich meisterhaft aneinanderreihen könnte? Oder ist es vielleicht doch mein tiefer Blick in deine Augen, der mit dir am meisten kommuniziert? Die streichelnde Hand auf der Backe der geliebten Person, die Luft nach dem Regen, die du manchmal wahrnimmst.

Vielleicht finde ich es ja heraus, vielleicht lerne ich ja, wie man kommuniziert. Mit dir, mit mir. Mit der Welt und dem Leben. Ich sitze hier, alleine, am Schreibtisch, in Japan. Meine Augen sind müde, ich muss bald schlafen. Doch ich will kommunizieren. Wer weiß, wie lange ich noch habe, um meine Ideen zu kommunizieren. Vielleicht habe ich mein Ziel ja endlich gefunden. Kommunizieren lernen, aber meisterhaft. So viel Arroganz gönne ich mir, dass ich mir vorstelle, wie ich das meistern könnte. Ein Video, ein Buch, ein Foto oder vielleicht auch nur ein Blick – egal, was es sein wird, ich werde irgendwann den Weg finden, dass ich so kommuniziere, dass es verständlich für jeden ist. Ich werde Gefühl ABC abschicken, und du wirst ABC fühlen. Versprochen. Warum ich das will, weiß ich nicht. Aber wenn ich erlebe, dass Menschen, offen, verstehen, was ich kommuniziere, wird mich das glücklich machen. Eine Herausforderung, die ich eventuell nie bewältigen werde. Doch vielleicht schaffe ich es und wenn ich es schaffe, dann bin ich ein Teil von dir, du hast meine Seele, roh zu dir geschickt, aufgenommen. Auch wenn es nur ein einziger Splitter von mir sein wird, wenn ich dir mit 100%iger Ehrlichkeit einen Teil von meinem Ich kommuniziere und es schaffe, dass du es mit 100%iger Ehrlichkeit aufnimmst, wird vielleicht ein Wunder passieren. Aber jetzt erstmal genug davon. Morgen ein Video der letzten Tage, mit Intention, genau das heutige Thema zu treffen. Ich werde mit Emotionen kommunizieren, hoffen, dass es auf dem Weg nicht verloren geht und dich berühren kann, wer auch immer du bist.

Bis dahin ~