Ein unvergesslicher Geburtstag in Japan – Freiheit, Strand und Karaoke
Mein erster Geburtstag in Japan – ein Tag voller Freiheit, guter Gespräche und unvergesslicher Momente. Vom entspannten Vormittag am Strand bis zu einer wilden Karaoke-Nacht mit Freunden. Ein Geburtstag, den ich so schnell nicht vergessen werde!
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Vincent
3/2/20259 min lesen


Mein Geburtstag in Japan – Teil 1: Morgens in der Sprachschule
Ich bin ehrlich: Ich bin ein bisschen müde aufgewacht. Am Abend zuvor hatte ich noch in meinen Geburtstag reingefeiert – nichts Wildes, ein, zwei Bier – aber trotzdem hat sich das heute Morgen ein bisschen bemerkbar gemacht. Trotzdem musste ich raus, denn ich hatte mir vorgenommen, um 10:35 Uhr in einer Sprachschule zu sein. Eine Sprachschule, die nicht für normale Schüler ist, sondern für Lehrer in Ausbildung. Dort werden angehende Japanischlehrer ausgebildet, und als Teil davon brauchen sie echte Schüler, an denen sie üben können. Ich hatte mich freiwillig gemeldet, und heute war mein erster Tag dort.
Ich war ein bisschen spät dran und kam fünf Minuten zu spät, aber die Stimmung war trotzdem direkt entspannt. Der Raum war voll mit angehenden Lehrern, die alle ihre ersten Versuche als Japanischlehrer machten, und ein paar Professoren, die das Ganze beaufsichtigten. Meine Aufgabe war einfach: Ich sollte am Unterricht teilnehmen, so tun, als wäre ich ein ganz normaler Sprachschüler, und am Ende Feedback geben.
Und das war eine coole Erfahrung.
Die Lehrer waren teilweise noch sehr unsicher, was ja auch normal ist, wenn man gerade erst anfängt. Manche haben sich verhaspelt, manche haben zu schnell gesprochen oder Dinge nicht gut erklärt. Ich habe aufmerksam zugehört, alles mitgemacht und mir Notizen gemacht, um später ein möglichst hilfreiches Feedback zu geben, aber natürlich bestärkendes. Und dann kam der Moment, in dem ich sprechen durfte. Ich habe meine Gedanken geteilt, was gut war, was man noch verbessern könnte – und ich habe gemerkt, dass die Leute das echt geschätzt haben. Wahrscheinlich, weil ich als Dozent in Deutschland selbst viel Erfahrung mit Unterricht habe und deswegen relativ präzises Feedback geben konnte.
Das Ganze hat mir irgendwie Spaß gemacht, und das wurde mir auch zurückgespiegelt. Am Ende wurde ich gefragt, ob ich nächste Woche wiederkommen würde. Und natürlich werde ich das. Es gibt auch eine kleine Entlohnung: Man bekommt Gutscheine im Wert von 12 Euro, die man in den Convenience-Stores für Essen und Trinken einlösen kann.
Ich habe mich gefreut, weil das Ganze nicht nur eine nette Erfahrung war, sondern auch irgendwie sinnvoll. Ich habe gemerkt, dass ich durch meine Art, Dinge zu erklären, wirklich helfen konnte, und das war ein gutes Gefühl. Und das an meinem Geburtstag. Ein schöner Start in den Tag.
Aber der Tag war noch lange nicht vorbei – als nächstes ging es an den Strand.
Teil 2: Spontan zum Strand
Nachdem ich aus der Sprachschule raus war, hatte ich einen Gutschein in der Hand und ein freies Gefühl im Kopf. Ich wusste, dass ich damit in einen Kombini (japanischer Convenience Store) gehen und mir was zu essen holen würde, aber was genau ich danach tun würde, das stand noch nicht fest.
Ich trat nach draußen und sofort fiel mir das Wetter auf: Es war richtig angenehm. Sonnig, warm, fast schon frühlingshaft. Ich hatte meine Wolljacke dabei, aber ich wusste schon da, dass ich sie gleich ausziehen würde. Ich atmete tief durch und merkte, wie gut sich dieser Moment anfühlte – fast schon wie ein kleines Geburtstagsgeschenk von Japan selbst.
Dann kam mir eine Idee: Warum nicht einfach spontan an den Strand fahren?
In Fukuoka gibt es mehrere Strände, aber ich war bisher noch an keinem. Ich hatte keinen festen Plan, keine Uhrzeit, kein Ziel außer: einfach mal hinsetzen, ein bisschen nachdenken und den Tag genießen. Genau so konnte mein Geburtstag doch sein.
Einkaufen für den perfekten Moment
Aber bevor es losging, musste ich mich noch mit Proviant eindecken. Ich ging in den nächsten Kombini und durchstöberte die Regale, bis ich genau das hatte, worauf ich Lust hatte:
Ein japanisches Eiersandwich – diese sind hier in den Convenience Stores extrem beliebt und auch wirklich lecker.
Macadamia-Schokolade, mit ganzen Nüssen drin – ein kleiner Luxus, weil Macadamia in Europa echt teuer ist.
Ein Erdbeer-Soufflé, das mich einfach angelächelt hat.
Mit meinen Snacks in der Tasche fiel mir plötzlich ein kleines Problem auf: Wie esse ich das Soufflé ohne Besteck?
Ich wollte nicht einfach mit den Fingern reinlangen, also googelte ich schnell, wie ich im Japanischen nach einem Löffel fragen kann. Bewaffnet mit der neuen Vokabel ging ich nochmal rein, stellte meine Frage – und bekam sofort meinen Löffel. Ein kleiner Sieg, aber irgendwie fühlte sich das gut an.
Auf zum Strand
Dann ging es los. Ich stieg in den Bus, eine halbe Stunde Fahrt lag vor mir. Während ich aus dem Fenster sah, zog Fukuoka an mir vorbei – moderne Gebäude, kleine Restaurants, enge Straßen voller Menschen, die ihrem Alltag nachgingen. Ich lehnte mich zurück und ließ mich einfach treiben.
Als ich ankam, war der Strand genau so, wie ich ihn mir gewünscht hatte: ruhig, weitläufig, nicht überfüllt. Vielleicht 30 bis 50 Leute waren dort, verstreut am Ufer. Ich lief ein paar Schritte, bis ich einen perfekten Platz gefunden hatte – direkt an der Kante, wo der Sand noch feucht, aber nicht nass war.
Ich legte meine Jacke auf den Boden, zog meine Schuhe aus und setzte mich. Die Sonne wärmte mir den Rücken, während ich mein Essen auspackte.
Das Eiersandwich? Perfekt für meinen großen Hunger.
Das Erdbeer-Soufflé? Süß und fluffig.
Die Macadamia-Schokolade? Ein Genuss.
Ich kaute langsam, blickte auf das Wasser und hörte den leichten Wellen zu, die ans Ufer rollten. Kein großer Wellengang, nur sanfte Bewegungen. Ganz weit draußen am Horizont konnte ich riesige Dampfer sehen, die langsam durch das Wasser zogen. In meiner Nähe spielten Kinder im Sand, bauten Burgen, lachten.
Ich saß einfach nur da, ließ alles auf mich wirken.
Es war einer dieser Momente, in denen nichts weiter nötig ist. Kein Handy, keine Ablenkung, keine Gedanken an die Zukunft. Einfach nur ich, der Strand und der Tag, der sich ganz nach mir richtete.
Teil 3: Gedanken am Strand
Nachdem ich mein Essen genossen hatte, lehnte ich mich entspannt zurück und beobachtete das Meer. Der Wind war mild, die Sonne wärmte meinen Rücken und ich hatte das Gefühl, genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein.
Ich setzte mir meine Kopfhörer auf – nicht um mich von der Welt abzuschotten, sondern um ein wenig Input zu bekommen. Stoizismus, Taoismus und Buddhismus – drei philosophische Richtungen, die mich schon länger begleiten und über die ich immer wieder gerne nachdenke.
Ich ließ die Worte aus den Hörbüchern auf mich wirken, aber sie überlagerten nicht den Moment.
Ich hatte die Lautstärke so eingestellt, dass ich jedes Wort klar verstehen konnte, aber gleichzeitig immer noch das sanfte Rauschen der Wellen hörte. Die Welt vor mir – das Meer, der Himmel, die Schiffe in der Ferne – und die Gedanken aus den Jahrtausende alten Lehren vermischten sich zu etwas, das ich nur schwer beschreiben kann.
Besonders der Taoismus sprach mich in diesem Moment an. "Fließe mit den Dingen, halte nicht fest, sondern sei im Moment." Das passte zu meinem Tag. Ich hatte mir nichts vorgenommen, sondern war einfach meinem Gefühl gefolgt – und genau deswegen fühlte sich alles so leicht und richtig an.
Ein kleiner Zengarten im Sand
Während ich da saß, zog ich mit einem kleinen Stock Linien in den feuchten Sand. Keine klaren Muster, einfach nur Kreise und Wellen. Ich dachte an japanische Zen-Gärten, in denen Sand und Steine bewusst angeordnet werden, um Ruhe auszustrahlen. Das hier war mein eigener kleiner Zen-Moment.
Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur da saß und dachte – ohne Druck, ohne das Gefühl, etwas tun zu müssen. Es war einer der seltenen Momente, in denen mein Kopf nicht nach vorne oder nach hinten dachte, sondern einfach nur da war.
Notizen im Moment
Irgendwann nahm ich dann doch mein Notizbuch zur Hand. Nicht, weil ich musste, sondern weil mir Gedanken kamen, die ich festhalten wollte.
Ich mag es, mit ChatGPT zu brainstormen und meine Ideen digital festzuhalten, aber in diesem Moment wollte ich das ganz analog machen. Es hat etwas Besonderes, mit Stift auf Papier zu schreiben – bewusst, langsam, fast meditativ.
Ich schrieb über ein Thema, das mich schon seit Tagen beschäftigt: Wie kann man kreative Arbeitsräume besser gestalten?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Raum, in dem man arbeitet, einen enormen Einfluss darauf hat, wie man sich fühlt und wie produktiv man ist. Also überlegte ich mir, wie ein idealer Coworking-Space aussehen könnte:
Sollten die Arbeitsplätze verschiedene Themen haben?
Wie könnte man die Räume so gestalten, dass sie Kreativität fördern?
Welche Routinen machen eine angenehme Arbeitsatmosphäre aus? Gemeinsame Essen? Feedbackrunden?
Und ganz wichtig: Wie schafft man einen Ort, an dem man gerne Zeit verbringt?
Ich skizzierte Ideen, notierte Gedanken – ganz ohne Druck, einfach weil sie gerade kamen.
Es war ein perfekter Moment der Klarheit.
Nach einer Weile legte ich den Stift beiseite und sah mich noch einmal um. Ich war vollkommen im Moment. Keine Ablenkung, keine Eile, keine Gedanken daran, was als Nächstes kommt.
Teil 4: Ein Abend voller Musik und Gespräche
Der Strand lag friedlich vor mir, die Wellen zogen sich gleichmäßig zurück und brachen sanft an der Küste. Ich saß einfach nur da, spürte die Wärme der Sonne auf meiner Haut und ließ meine Gedanken treiben.
Ich hatte keine Eile. Es gab keinen Plan, kein „Ich sollte jetzt langsam aufbrechen“. Ich wusste einfach, dass ich gehe, wenn es sich richtig anfühlt.
Und irgendwann kam genau dieser Moment. Ich stand auf, klopfte den Sand von meiner Hose und meiner Jacke, zog meine Jacke wieder über und blickte noch einmal auf das Meer hinaus. Dann setzte ich mich langsam in Bewegung.
Nicht einmal eine Minute später fielen die ersten Regentropfen.
Es war kein starker Regen, nur ein leichter Nieselregen – gerade genug, um die Luft zu erfrischen. Ich musste lächeln. Es fühlte sich an, als hätte ich meinen Aufenthalt am Strand exakt richtig getimt. Gerade lange genug geblieben, um ihn in vollen Zügen zu genießen, aber genau im richtigen Moment aufgebrochen.
Snacks und Vorfreude auf den Abend
Auf dem Rückweg nach Hause machte ich noch einen kurzen Stopp in einem Konbini. Ich wollte mir noch ein paar Snacks holen – vielleicht als kleine Reserve für später oder einfach als Belohnung für den schönen Tag.
Ich entschied mich für ein paar japanische Süßigkeiten, ein Onigiri und eine Flasche Cola. Es war nichts Besonderes, aber genau das, worauf ich gerade Lust hatte. Ich mochte die Idee, dass ich mir an meinem Geburtstag einfach das gönnte, was mir Freude bereitete – egal ob es große Erlebnisse oder kleine Dinge wie ein Schoko-Croissant waren.
Dann ging ich nach Hause, aß eine Kleinigkeit, ruhte mich kurz aus und bereitete mich auf den Abend vor. Denn jetzt ging es zum Karaoke.
Vier Stunden Karaoke und eine ganze Flasche Whisky
Wir trafen uns in einer kleinen Gruppe – vier Freunde und ich – in einer Karaoke-Bar. Ich wusste schon vorher, dass das ein Highlight des Tages werden würde. Karaoke in Japan ist einfach eine andere Liga.
Wir hatten einen eigenen Raum gebucht, ausgestattet mit Mikrofonen, einer riesigen Songliste und einer endlosen Auswahl an Getränken.
Am Anfang war ich noch etwas zurückhaltend, aber das legte sich schnell. Wir bestellten uns die ersten Drinks, die ersten Songs wurden gesungen, und mit jedem Lied wurde die Stimmung ausgelassener. Irgendwann war die Zurückhaltung komplett verschwunden – wir sangen, lachten, schrien mit voller Stimme in die Mikrofone.
Besonders eine Freundin von mir und ich hatten an diesem Abend einen besonderen Lauf: Zu zweit leerten wir eine ganze Flasche Whisky. Es passierte irgendwie einfach. Ein Glas nach dem anderen, ein Song nach dem anderen – und irgendwann war die Flasche leer.
Drei oder vier Stunden lang feierten wir, lachten über missglückte hohe Töne und genossen einfach den Moment. Ich merkte gar nicht, wie die Zeit verging.
Der letzte Abstecher in die Bar
Nach dem Karaoke-Abend war ich in bester Laune, aber noch nicht bereit, nach Hause zu gehen. Also überredete ich die anderen, noch mit mir in eine Bar zu gehen.
Wir landeten in einem englischen Pub – ein Ort, an dem ich eigentlich nicht unbedingt meinen Geburtstag ausklingen lassen wollte, aber in dem Moment war es mir egal. Ein letzter Absacker musste sein.
Ich bestellte mir einen Paulaner, ein Stück Heimat in Japan, und ließ den Abend mit guten Gesprächen ausklingen. Meine Freunde passten auf mich auf – bestellten mir zwischendurch einen Saft, damit ich auch noch etwas anderes trinke. Es war einfach schön, sich mit Menschen zu umgeben, mit denen man lachen und feiern konnte.
Der Heimweg – ein Moment für mich
Nach der Bar trennten sich unsere Wege, und ich machte mich alleine auf den Heimweg. 25 Minuten durch die nächtlichen Straßen Fukuokas.
Ich setzte meine Kopfhörer auf, drehte die Musik leise auf und ließ den Tag noch einmal Revue passieren. Es war ein langer Tag gewesen – voller kleiner Momente, voller intensiver Gespräche, voller Leichtigkeit.
Als ich an meinem Lieblings-Konbini vorbeikam, machte ich noch einen letzten Stopp. Ich gab die restlichen Gutscheine aus, kaufte mir ein Onigiri, ein Eiersandwich und ein paar süße Croissants. Nicht, weil ich großen Hunger hatte, sondern weil es einfach dazugehört – ein letzter kleiner Snack, bevor der Tag endet.
Zuhause angekommen, trank ich noch einen halben Liter Wasser, zog mich um und fiel ins Bett. Es war einer dieser Tage, die einen zufrieden ins Kissen sinken lassen.
Ein Geburtstag, den ich nicht vergessen werde
Es war mein erster Geburtstag in Japan. Zum ersten Mal ohne Familie, ohne Freundin und ohne enge Freunde aus Deutschland – und trotzdem fühlte es sich nicht einsam an.
Ich hatte den Tag komplett nach meinen eigenen Wünschen gestaltet, hatte auf mein Gefühl gehört, spontan entschieden, was ich machen möchte. Es war ein Tag voller Freiheit, voller schöner Momente – und ein Tag, an den ich mich noch lange erinnern werde.
Alleine zu sein an einem Geburtstag kann beängstigend sein, aber es kann auch unglaublich befreiend sein.
Und dieser Geburtstag war genau das: Ein Tag, an dem ich einfach nur das getan habe, was mich glücklich macht.

