Memento Mori

Memento Mori: Eine Reflexion über Vergänglichkeit, stoische Philosophie und die Bedeutung der Sterblichkeit in unserem modernen Leben. Ein Essay, der zum Nachdenken anregen soll.

ZWISCHEN DEN ZEILEN

Vincent

1/25/20253 min lesen

Memento Mori
Memento Mori

Memento Mori

Ein Satz aus dem antiken Rom, der den siegreichen Kriegsherren von Sklaven während der Siegesparade immer wieder zugeflüstert wurde: „Bedenke, dass du sterblich bist.“

Warum? Dies sollte den General daran erinnern, bescheiden zu bleiben und nicht dem Hochmut zu verfallen.

Memento Mori im Stoizismus

Im Stoizismus, einer Philosophie, die besonders durch Gelassenheit, Freiheit von Neigungen und Affekten, Rationalismus und Determinismus geprägt ist, spielt der Satz „Memento Mori“, eine zentrale Rolle. Denn die Stoiker betonten, dass der Tod ein natürlicher und unvermeidlicher Teil des Lebens ist. Sich daran zu erinnern, soll nicht die Angst vor dem Tod hervorrufen, sondern helfen, sie zu überwinden. Der Tod erinnert uns daran, im Moment zu leben und dass wir unsere Zeit nicht mit Nebensächlichkeiten verschwenden sollten.

Marcus Aurelius, einer der bedeutendsten Philosophen und Vertreter des Stoizismus sagte:

„Du könntest jederzeit sterben – lass dies dein Handeln bestimmen.“

Doch warum schreibe ich darüber?

Vor allem in den letzten Tagen hier in Deutschland vor meiner Abreise, denke ich viel an diesen Satz. Meine Zeit hier ist vorerst endlich und ich kann die Tage zur Abreise nun an einer Hand abzählen. Jeder Moment des Tages ist in meinen Augen durch diese Endlichkeit bedeutender als sonst geworden. Ich gehe achtsam durch den Tag und statt vor dem Handy Ewigkeiten zu verbringen, gehe ich spazieren und denke nach. Ich beobachte die Menschen, die Vögel und das Wetter.

Durch die Vergänglichkeit der Momente, entsteht ein Blick der Romantik

Zu wissen, dass jeder Moment, den ich erlebe, einzigartig ist, ist normal. Doch durch diesen heranrückenden Horizont des Aufbruchs bekommen diese Momente einen besonderen Wert in meinem Herzen. Ich blicke auf die Menschen und die Vögel und das Wetter hier in Berlin und bin dankbar, dass ich dies erlebe. Denn bald sehe ich diese Menschen für ein Jahr nicht mehr, selbst wenn es nur Fremde sind. Zu wissen, dass der Aufbruch bald da ist, macht jeden Moment wertvoll.

Der Tod, der letzte Aufbruch

Auch wenn mein Aufbruch nach Japan einer von vielen zukünftigen Aufbrüchen sein wird, bringt mich die Endlichkeit der Tage in Deutschland zum Grübeln über die Endlichkeit der Tage in dieser Welt, und damit wieder zu „Memento Mori – Bedenke, dass du sterblich bist“. Niemand weiß, wann man stirbt, so kann es auch schon in 10 Jahren sein, in 5 Monaten oder drei Tagen.

Doch nutzen die Menschen, nutze ich, nutzt du die Zeit so, als ob man nur noch diese begrenzte Zeit hat? Sehr allgemein kann man dazu nein sagen. Da die Menschen den Tod fürchten und ihn vor allem nicht direkt um die Ecke erwarten, leben sie zeitverschwenderisch. Der Mann, der nur noch 3 Tage leben wird, weiß nicht, dass er in 3 Tagen stirbt und verschwendet seine Zeit gedankenlos.

Warum maße ich mir an, zu werten, ob dieser Mann seine Zeit verschwendet?

Ganz einfach: Wenn der Mann wüsste, dass er in drei Tagen sterben wird, würde er ganz anders seine Zeit verbringen, allgemein betrachtet.

Er würde sich wünschen bestimmte Menschen zu sehen, Dinge zu erleben, die er ewig vor sich hingeschoben hat. Er würde Gerichte probieren, die er immer mal schon probieren wollte. Kurz gesagt:

Er würde das Beste aus seiner verbliebenen Zeit machen.

Doch die Allgemeinheit weiß nicht, wann sie stirbt, und das lässt sie den Tod vergessen, was wiederum zum Zeitverschwenden führt. Und deswegen gilt der Satz „Memento Mori“. Denn wer sich daran erinnert, dass seine Zeit endlich ist, dass er jederzeit aus dem Leben treten könnte, der handelt anders, der handelt bewusst.

Die letzten Tage waren eigentlich so wie immer, doch ich habe zu Dingen nein gesagt, um zu anderen Dingen ja sagen zu können. Ich habe mich bewusst für oder gegen Dinge entschieden und damit meine Zeit bewusst benutzt. Ich habe nein gesagt zur Handyzeit, Fernseherzeit und lange im Bett liegen, und dafür konnte ich ja sagen zu Lesen, Schreiben und Spazieren gehen.

Im Stoizismus löst man sich vom Leid, welches durch Zufälle entsteht. Man konzentriert sich auf die Dinge, die man kontrollieren kann. Und man kann nur eine Sache kontrollieren: Sich selbst und damit seine Emotionen und Gedanken. Alles weitere ist außerhalb der eigenen Kontrolle und damit für die Stoiker kein Grund zum Aufregen. Die Message der Stoiker:

Mach das Beste mit dem, was du kontrollieren kannst und finde darin dein Glück, dann kann dir alles weitere dein Glück nicht nehmen.

Die Stoiker warnen davor, sein Glück in externen Dingen zu suchen, sein es Familie, Partner, Geldgegenstände oder sogar deinen Körper. Denn all diese Dinge werden vom Leben genommen, früher oder später, und darin sein Glück zu setzen, könnte einen, beim Eintreffen des Unvermeidlichen, zerstören.

Das Einzige, was das Leben dir nicht nehmen kann, sind deine Gedanken, deine Emotionen. Und darin setzen die Stoiker ihre Hoffnung, denn diese zu kontrollieren, gilt als hohe Tugend. Und natürlich folgen durch kontrollierte Emotionen und Gedanken gewisse Handlungen, die man tut.

Man lebt ein Leben voller bewusster Entscheidungen, unabhängig von äußeren weltlichen Geschehnissen und vor allem frei von Angst.

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