Zwischen Fortschritten und Alltagsfreuden

Seit mittlerweile zwei Monaten in Japan hat sich in meinem Leben vieles verändert – und das nicht nur auf der Oberfläche. Es fühlt sich an, als hätte ich eine ganz neue Perspektive auf Sprache, Ernährung, Fitness und das eigene Wohlbefinden gewonnen. Ich möchte heute in diesem Beitrag in aller Ruhe darüber berichten, wie sich mein Alltag und meine innere Balance in den letzten Wochen entwickelt haben.

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Vincent

4/3/20255 min lesen

Fortschritte im Japanischlernen

Ich erinnere mich noch gut an die Zeiten, in denen ich dachte, ich könnte keine Sätze bilden, weil die japanische Sprache mir so unnahbar und komplex erschien. Doch allmählich hat sich das Blatt gewendet. Was einst als unüberwindbare Hürde wirkte, hat sich in kleine, aber spürbare Fortschritte verwandelt. Jetzt merke ich deutlich, wie ich leichte Sätze bilde – wenn auch noch mit kleinen Fehlern bei Partikeln oder Wortwahl –, und das motiviert mich ungemein. Es ist ein tolles Gefühl zu sehen, dass meine Mühen Früchte tragen, auch wenn es manchmal ein Kampf ist, den Lernstoff zu bewältigen. Dieser langsame, aber stetige Lernprozess erinnert mich immer wieder daran, dass der Weg das Ziel ist. Ich habe mir sogar ein neues Ziel gesetzt: Für die nächste Sprachschule möchte ich mindestens 80 Kanji beherrschen. Auch wenn ich mich bisher noch nicht intensiv mit Kanji auseinandergesetzt habe, weiß ich, dass mir eine gute App dabei helfen wird, mich in diesem Bereich weiterzuentwickeln.

Ein neuer Lebensstil: Ernährung und Fitness

Japan hat nicht nur meine Sprachkenntnisse, sondern auch meine Lebensgewohnheiten nachhaltig beeinflusst. So lief mein Tag zum Beispiel heute so ab: Nach dem Schulbesuch ging ich direkt zu meinem Praktikum, das mir wertvolle Einblicke in meinen neuen Alltag bietet. Nach vier Stunden Arbeit war ich um 16:30 Uhr fertig – genug Zeit, um aktiv zu werden. Ich entschied ich mich, joggen zu gehen. Mit einem Ziel, zehn Kilometer zu laufen, entdeckte ich im Ohori Park, dass ich tatsächlich zwölf Kilometer zurücklegen konnte – und das mit einem beeindruckenden Pace von etwa 4:52 Minuten pro Kilometer. Das war eine gute Steigerung im Vergleich zu meinen bisherigen Läufen, die meist um die 5:15 Minuten pro Kilometer lagen.

Diese Verbesserung ist für mich nicht nur eine sportliche Errungenschaft, sondern auch ein Ausdruck der veränderten Ernährungsgewohnheiten. In Japan hat sich mein Essverhalten komplett neu gestaltet. Ich esse täglich Reis, kombiniert mit Proteinen, Gemüse und manchmal einem Saft oder frischem Obst wie Kiwi. Sogar der Einkauf eines japanischen Apfels – der rund 250 Yen kostete – erinnert mich daran, wie anders hier die Dinge sind: Die Qualität, der Geschmack und selbst der Preis der Lebensmittel tragen zu einem neuen Bewusstsein bei. Es ist faszinierend, wie sich mein Körper an diese neuen asiatischen Verhältnisse anpasst. Ich merke, dass ich trotz weniger Kalorienzufuhr mehr Energie habe, weniger Schlaf benötige – siebeneinhalb Stunden reichen mir mittlerweile völlig aus – und dass ich ausgeruhter bin.

Balance zwischen Arbeit, Selbstverwirklichung und Freizeit

Eine der wichtigsten Erkenntnisse in dieser Zeit ist, wie wertvoll es ist, den Tag bewusst zu leben. Früher war ich oft damit beschäftigt, meine Zukunft zu planen und über mögliche Wege nachzudenken. Heute hat sich dieser Fokus verlagert: Ich lebe den Moment. Die Balance zwischen Arbeit, Projekten und Freizeit auszutesten, gibt mir das Gefühl, mehr Kontrolle über meinen Alltag zu haben. Im Praktikum, in der Sprachschule und auch bei der Vorbereitung meines Lehrkurses für den Film – all das trägt zu einem abwechslungsreichen, aber ausgewogenen Leben bei.

Es ist befreiend, wieder Single zu sein und sich ganz auf sich selbst konzentrieren zu können. Die Freiheit, selbst zu entscheiden, was auf meinem Teller landet – ob es nun der einfache Reis mit Eiern und Gemüse ist oder an Tagen, an denen ich mir mit ordentlich Chicken und Gewürzen etwas Gutes tun will – gibt mir eine innere Unabhängigkeit, die ich lange nicht mehr erlebt habe. Früher waren Essensentscheidungen oft auch von anderen abhängig, jetzt kann ich mir meinen Alltag so einrichten, wie es mir am besten passt.

Selbstreflexion und der Weg zur inneren Freiheit

Was mich in dieser Phase besonders beeindruckt, ist die Entwicklung meines inneren Gleichgewichts. Ich merke, dass ich weniger darüber nachdenke, wie ich meine Zukunft perfekt planen muss, und stattdessen mehr im Hier und Jetzt lebe. Es geht darum, jeden Tag ein Stück besser zu machen, sich selbst zu fordern, ohne dabei in Perfektionismus zu verfallen. Die Selbstdisziplin, die ich beim Essen und in meiner Trainingsroutine aufbaue, überträgt sich auch auf andere Lebensbereiche. Ich arbeite (manchmal) daran, weniger Zeit mit ziellosem Scrollen auf dem Handy zu verbringen, und stattdessen den Tag bewusst zu nutzen.

Diese innere Freiheit, die ich durch eine bessere Balance zwischen Arbeit, Freizeit und Selbstverwirklichung erlange, ist vermutlich der größte Vorteil dieser Veränderung. Es ist ein Gefühl, das sich nicht in Zahlen messen lässt, sondern in der Qualität des eigenen Lebens. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie die endgültige Aufteilung meines Alltags aussehen wird, so weiß ich doch, dass jeder Tag – so unvollkommen er manchmal auch sein mag – mir etwas Neues lehrt. Ich lasse mich überraschen und genieße jeden Moment.

Ausblick: Zwischen Schule, Praktikum und neuen Projekten

Mit Blick auf die Zukunft bleibt vieles offen und spannend. Sobald mein Praktikum abgeschlossen ist, möchte ich mich wieder intensiver meinem Buch widmen, das ich bereits fertiggeschrieben habe, und es dann überarbeiten. Außerdem steht ein Wechsel von Osaka in die Schule an, was eine ganz neue Erfahrung mit sich bringen wird. All diese Veränderungen zeigen mir, dass das Leben ein stetiger Prozess des Lernens und Anpassens ist – und dass es genauso wichtig ist, sich selbst immer wieder neu zu entdecken, wie Pläne für die Zukunft zu schmieden.

Die letzten Wochen hier in Japan haben mir nicht nur gezeigt, wie viel Potenzial in mir steckt, sondern auch, wie sehr sich mein Alltag und mein Denken verändern können, wenn man den Mut hat, neue Wege zu gehen. Der Fortschritt in der japanischen Sprache, die gesteigerte körperliche Fitness und die bewusste Ernährung sind für mich nicht nur Ziele, sondern Ausdruck eines Lebens, in dem ich mich mehr und mehr selbst finde.

Abschließende Gedanken

Es gibt Tage, an denen ich mich frage, ob ich jemals alles schaffen kann, was ich mir vorgenommen habe – sei es in der Sprache, im Sport oder in meinen beruflichen Projekten. Doch gerade an diesen Tagen versuche ich mich daran zu erinnern, dass es der Weg ist, der zählt. Jeder kleine Schritt, jede Verbesserung, egal wie unscheinbar sie auch erscheinen mag, bringt mich meinem Ziel näher. Die Balance zwischen dem, was ich leiste, und dem, was ich genieße, ist dabei der Schlüssel zu einem erfüllten Leben.

Ich freue mich auf die kommenden Tage, auf neue Herausforderungen und darauf, weiter an mir zu arbeiten – in Japan und darüber hinaus. Vielleicht finde ich auch einen neuen Lebenspartner, aber vor allem freue ich mich auf die Entdeckung meiner eigenen Stärke und der unerschöpflichen Möglichkeiten, die das Leben bietet.

Ich möchte diesen Eintrag als Erinnerung festhalten – als Beweis dafür, dass es möglich ist, den Alltag bewusst zu gestalten, sich selbst neu zu erfinden und jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Denn am Ende zählt nicht, wie perfekt alles geplant war, sondern wie authentisch und voller Freude man jeden Augenblick lebt.