Mein erster Schultag in der Sprachschule – Nervosität, Überraschungen und erste Erfolge

Mein erster Schultag in der Sprachschule in Fukuoka: Angst, Überraschungen und ein motivierendes Ende. Wie ich mich geschlagen habe und was ich gelernt habe!

BLOG

Vincent

2/3/20255 min lesen

Erster Schultag, Nervösität, Angst, Erfolge
Erster Schultag, Nervösität, Angst, Erfolge

Mein erster Schultag in der Sprachschule Fukuoka - ein aufregender Start

Ich bin ehrlich, dass dieser Tag mal kommen würde, war mir zwar klar, doch ich konnte es mir irgendwie nicht vorstellen. Ich bin in einem fremden Land, kenne niemanden, und besuche eine Schule dort, um Japanisch zu lernen. Ich mache einen Japanisch-Kurs für Ausländer in Japan, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen...

Aufregung vor dem ersten Schultag

Das man vor dem ersten Schultag aufgeregt ist, kann man sich denken, auch wenn man das normalerweise von Sechsjährigen in der Grundschule hört, oder sogar später mit zehn, wenn man auf eine weiterführende Schule geht. Aber ich? Ich bin Mitte 20, und hatte garantiert mehr Angst als der Durchschnitts-Sechsjährige, wenn er zum ersten Mal in den Klassenraum tritt, das kann ich versichern. Aber fairerweise muss man dazu sagen, dass ich auch einige Gründe hatte, warum ich aufgeregt war.

Warum ich nervös war

Um nicht lange um den heißen Brei herumzureden, ich habe einen Kurs gebucht, der einen Einstufungstest verlangt hat. Ich musste auf einem bestimmten Level von Japanisch sein, um dort mitmachen zu dürfen. Und das war mir sehr wichtig, weil ich nicht von Null anfangen wollte. Ich habe nämlich in Deutschland schon einiges an Japanischem gelernt, aber ich bin ehrlich, den Einstufungstest ein Tag nach Weihnachten habe ich nur auf den allerletzten Drücker geschafft und nach einer Woche Durchlernen, eben auch an Weihnachten, war ich erst mal fertig mit Japanisch für die nächste Woche.

Doch dann passierten Dinge...

Ich habe mich dann notgedrungen, wegen diversen Lebensveränderungen in Berlin, erst eine Woche vor Abreise wieder mit Japanisch beschäftigt, und ja, da hatte ich dann auf einmal ziemlich Bammel, ob ich noch auf das gleiche Level wie vor einem Monat komme. So habe ich sogar selbst auf der Reise nach Japan nicht abschalten können, und "musste" japanisch lernen.

Hier kannst du übrigens nachlesen, wie meine Anreise nach Japan verlaufen ist, ganz schön stressig gewesen!

Naja, auf jeden Fall hatte ich Angst, dass ich am ersten Schultag erklärt bekomme, dass ich doch nicht gut genug für den Kurs sei, und dass ich bitte in den Anfängerkurs solle. An sich wäre das nicht schlimm, doch der Fortschritt den ich dann verlieren würde wäre ein Monat in der Sprachschule! Also habe ich gebüffelt und gebüffelt, aber die Angst davor ging trotzdem nicht weg.

Die Nacht vor dem ersten Schultag

Wenn ich erkläre, dass ich nicht schlafen konnte heute Nacht, dann wäre das übertrieben. Wenn ich aber sagen würde, dass ich gut schlafen konnte, wäre das wiederum untertrieben. Ich bin das erste Mal um 4 Uhr frühs aufgewacht, und dann im halbe Stunde Takt, bis ich aufstehen musste. Die Träume gefüllt mit Situationen, wie ich den Wecker überhöre oder ich in den Anfängerkurs heruntergestuft werde. Dementsprechend war ich auch etwas müde. Doch nun endlich mal zum eigentlichen Schultag!

Der erste Schultag - nur ein halber Tag

Erst einmal die groben Details:
Von Montag bis Freitag werde ich ab jetzt zur Schule gehen, von 9 Uhr bis 12:20 Uhr. Das ist eigentlich nicht viel, aber intensiv ist es durchaus. Vier Stunden à 45 Minuten, mit jeweils bisschen Pause darin verteilt.

Ich betrete die Schule, sehe einen Eingangsbereich, wo man die Schuhe abstellt. Gemütlich, denke ich mir. Ich werde von der Sekretärin auf Japanisch angesprochen, ich verstehe kein Wort, denke ich mir. Phrasenweise kommen wir im Gespräch voran und schließlich sitze ich zwei Meter weiter an einem kleinen Businessmeeting-ähnlichem Tisch und suche mir meinen Platz raus. Ich war früher da als der Rest, aber so viele Leute passten da eh nicht mehr hin, das hatte mich schonmal etwas beruhigt. Dann füllt sich der Raum, 5 Schüler sind wir, und die Lehrerin startet den Unterricht.

Meinen Namen soll ich auf Japanisch an die Tafel schreiben? Kein Problem, ich sage "Hai" und nicke. Zu was ich Ja gesagt habe, war mir in dem Moment nicht klar und nach ein paar Gesten stehe ich dann auf einmal vor der Tafel und mir fällt plötzlich gar nicht mehr ein, wie man meinen Namen auf Japanisch schreibt. Mir muss auf die Sprünge geholfen werden und ich schäme mich, dass ich meinen Namen nicht schreiben kann. Ich stelle mir eine Parallelwelt vor, in der ich das in der ersten Klasse damals nicht gekonnt hätte. Was die Lehrerin jetzt von mir denkt? Egal, zurück an den Platz und ich verstehe einzelne Wörter und sage ganz oft "Bitte nochmal langsam wiederholen" auf Japanisch, ein Satz, den ich mir besonders gründlich im Flugzeug gemerkt habe.

Als ich dann bemerke, dass mir "langsamer" und "nochmal" gar nichts bringt, sage ich "Wakarimasen - ich verstehe nicht/ ich weiß nicht". Doch dann spricht die Lehrerin auf einmal Englisch mit mir und auch die anderen Schüler wirken gar nicht abgetan von meiner unterirdischen Performance. Vielmehr wirkte es, als ob alles komplett in Ordnung sei.

Im Laufe des Unterrichts merke ich, wie locker der Unterricht ist, und dass ich sogar ein paar Dinge mehr weiß zur Grammatik als andere Schüler, was mich total motiviert. Na klar, meine Vokabeln und meine Schreib- und Sprachfähigkeit sind deutlich unter dem Rest, aber es hat sich tatsächlich gelohnt, dass ich so viel Grammatik im Vorfeld gelernt habe.

Meine Mitschüler und das internationale Umfeld

Wir machen eine erste und dann eine zweite Pause, die etwas länger ist. Die anderen nehmen mich direkt mit zum "Kombini", dem Convenience-Store, oder einfach Späti, für die ganz Deutschen. 10 Minuten Pause, höre ich in meinem Kopf klingeln und frage mich, wieso die Eile. Aber schon bald merke ich, dass alles auf die Minute durchgeplant war und wir wirklich wieder nach 10 Minuten im Klassenzimmer sitzen und unseren Snack essen. Übrigens war der Moment im "Kombini" der Moment, der mir gezeigt hat, wie einfach und gelassen man die Dinge sehen kann. Ich habe den anderen einfach nachgemacht, mir die gleichen Snacks herausgesucht und auch die Phrasen beim Bezahlen waren auf einmal nicht mehr so wichtig.

Gut gelaunt saß ich da also nun im Klassenzimmer, irgendeine Ramen-Rindfleisch-Suppe am leise schlürfen und fühlte mich auf einmal, als ob ich dazu gehörte. Der Unterricht war schwer, ich verstand wirklich nicht viel, doch die Grammatikübungen waren leicht, und so konnte ich zumindest die Übungen gut erledigen. Antworten und Fragen, das ist etwas, was ich in Deutschland kaum gemacht habe, auch das Schreiben nicht, aber jetzt weiß ich zumindest wo ich stehe.

Fazit von meiner Lehrerin und mir

Und dann war der Unterricht auch schon zu Ende, meine Konzentration auch ziemlich, wenn ich ehrlich bin. Aber dann kam die Lehrerin zu mir und hat mir mitgeteilt, dass sie glaubt, dass ich in diesem Unterricht gut aufgehoben bin. Ich staune laut und erkläre, warum ich so schlecht heute war, doch sie benennt meine Stärken und sagt, dass es komplett normal sei, dass man am Anfang nicht so viel verstehe. Ich habe dann auch die anderen gefragt, die das Gleiche sagen. Es ist Wahnsinn, dass ich Mitschüler habe, die das gesprochene Japanisch schon nach 2 Wochen so gut verstehen. Das bedeutet für mich, dass auch ich in den nächsten Wochen wahrscheinlich riesige Fortschritte machen werde.

Heute war nicht leicht, aber wenn es leicht wäre, würde es auch nicht so viel bedeuten. Es hat Spaß gemacht und meiner Mentalität sowas von einen Kick in die richtige Richtung gegeben. Ich bin froh, dass ich in dieser Klasse bleiben kann, auch wenn das heißt, dass ich ordentlich noch nachlernen muss. Ich sitze gerade vor dem Bildschirm, denke daran, dass es für die Leute die das in Deutschland lesen, gerade noch vormittags ist. Wenn du das liest, dann ist es bei mir zeitgleich einfach schon acht Stunden später. Verrückt wie die Welt tickt.

Apropos verrückt: Meine Anreise nach Japan kann man mit "verrückt" ziemlich gut beschreiben und es ist bisher der Artikel, der mir am meisten bedeutet, weil ich dort am meisten Herzblut gelassen habe. Ich würde mich riesig freuen, wenn du dir "Vier Flüge nach Japan" noch durchlesen würdest, falls du das vor ein paar Tagen verpasst hast. Vielen Dank und bis dahin!