Vier Flüge nach Japan: Mein abenteuerlicher Anreisebericht von Berlin bis Fukuoka
Erfahre, wie ich mit vier Flügen von Berlin über Budapest, Peking und Osaka nach Fukuoka kam – ein detaillierter Anreisebericht mit persönlichen Erlebnissen, Herausforderungen und überraschenden Momenten.
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Vincent
2/1/20257 min lesen


Ich bin für ein Jahr in Japan, mit einem Working Holiday Visum, weil ich ein neues Abenteuer gebraucht habe. Und dafür musste der Tag endlich kommen, die Anreise:
Reiseplanung und Route
Da ich meinen Flug nicht mit viel Vorlauf gebucht hatte, aber trotzdem noch billig fliegen wollte, habe ich mir eine Route überlegt, die billig und zeitaufwendig ist. Der Grund war, dass ich jeden Euro, den in Deutschland sparen würde, in Japan dafür ausgeben könnte.
Geplant war folgende Route:
Berlin – Budapest, Budapest – Peking, Peking – Osaka, Osaka – Fukuoka
Selbstverständlich gab es auch angenehmere Routen, doch diese war eindeutig am billigsten.
Die Reise beginnt – Flug für Flug
Angefangen hat die Reise mit dem Start um 03:00 Uhr nachts, als mein Wecker klingelte. Meine Eltern haben mich netterweise zum Flughafen gefahren und dort verabschiedet. Und dann ging mein erster Flug um 06:00 Uhr los, mit Ryan Air.
Erster Flug: Berlin – Budapest
Der erste Flug war zum Glück nur recht kurz, nur 90 Minuten. Darüber war ich ziemlich froh, denn mit Ryan Air zu fliegen ist nie die beste Erfahrung. Start und Landung waren aber angenehm und Turbulenzen gab es auch keine.
In Budapest angekommen hatte ich vier Stunden Zeit, um mein Gepäck erneut aufzugeben und mich für den bevorstehenden langen Flug zu sammeln. Ich habe leider seit vielen Jahren Angst vorm Fliegen und Höhe, doch so viel kann ich schonmal vorwegnehmen: Durch die ganzen Flüge in dieser kurzen Zeit habe ich diese Angst fast komplett überwinden können, denn jeder Flug wurde immer entspannter für mich und im letzten Flug habe ich es gar nicht mehr für wahrscheinlich gehalten, dass wir abstürzen könnten. Vielleicht war das ja eine Art von intensiver Konfrontationstherapie, wer weiß.
Zweiter Flug: Budapest – Peking
Vor diesem Flug hatte ich jedoch noch richtig Angst. 9 Stunden Flug und das noch über Russland. Das waren genug Details, um mich fertig zu machen. Doch obwohl es ab und zu größere Turbulenzen gab, waren diese nur, weil wir über Gebirge geflogen sind. Und mit Air China zu fliegen, war direkt ein Upgrade, verglichen mit Ryan Air, denn auch wenn die Becher immer nur halb voll gemacht wurden, gab es wenigstens Essen und Trinken, und das drei Mal insgesamt. So musste ich mir während der gesamten Reise kein Essen kaufen. Wegen meiner Angst konnte ich in dieser Zeit aber leider nur 30 Minuten schlafen. An dieser Stelle möchte in anmerken, dass ich als Vielflieger noch nie eine so angenehme und professionelle Landung erlebt habe, vor allem mit einem Flugzeug dieser Größe. Das kann an der Federung des Flugzeugs liegen, aber ich glaube, dass die Piloten hier eine Wahnsinns-Präzision hingelegt haben. Das war wirklich Weltklasse.
Angekommen in Peking bin ich wegen der Zeitverschiebung um 03:35 Uhr nachts. Der Flughafen war dementsprechend leer, aber trotzdem beeindruckend.


Doch WLAN zu bekommen, um meiner Familie Bescheid zu geben, dass ich gut gelandet bin, war ein großes Problem. Peking ist die Hauptstadt von China und so gab es dort natürlich nur zensiertes Internet. Nichts mit WhatsApp, YouTube, Emails oder Instagram. Selbst Google war nicht verfügbar. Zum Glück kam eine einzige Nachricht an meine Schwestern durch, über Instagram, so dass meine Familie wusste, dass alles okay war.
Zusätzlich dazu hatte ich noch einen kleinen Handgepäckkoffer, der eigentlich zu groß für die vorgegebenen Maßen war. An sich nicht so schlimm, manchmal kann man sowas ja „durchschmuggeln“, doch alle fünf Minuten wurde durch Lautsprecher an diesem gespenstig leeren Flughafen durchgerufen, dass es streng verboten sei, größeres Gepäck mitzunehmen und dass man als Strafe sogar eventuell nicht mitfliegen dürfte. Ich weiß, dass das normale Regeln sind, doch an einem leeren Flughafen in China, mit zensiertem Internet und einigen komischen Blicken vom Flughafenpersonal in den acht Stunden, hatte das für mich einen einschüchternden Effekt. Und so kam es, dass ich 8 Stunden dort verbringen musste, ohne Internet und mit Sorgen, dass ich hier in China eventuell steckenbleibe. Und auch diesmal konnte ich in diesen acht Stunden nicht schlafen, und obwohl ich beim Einsteigen in das dritte Flugzeug schon 24 Stunden nicht geschlafen habe, wenn man die 30 Minuten im Flugzeug nicht mitzählt, wollte ich es ab einem gewissen Punkt nicht mehr. Denn ich wollte meinen Schlafrhythmus schnell an Japan anpassen, und dort war es bereits 13 Uhr.
Dritter Flug: Peking – Osaka
Auch hier bin ich wieder mit Air China geflogen und habe etwas essen und trinken können. Und nach all dieser Müdigkeit und Erleichterung, ins Flugzeug gekommen zu sein, war meine Angst vorm Fliegen so gut wie weg. Es gab ein paar Turbulenzen, doch nicht genug, um meinen Zen-Status zu stören. In diesem Flug von 3 Stunden habe ich wieder versucht, nicht zu schlafen, denn es war ja bereits mitten am Tag dort. Geschafft habe ich das auch mit der Taktik, immer etwas zu tun. So konnte ich im zweiten Flug noch Filme gucken, um mir die Zeit zu vertreiben, aber hier musste ich mir was Besseres einfallen lassen. Denn die Müdigkeit war sehr präsent, und immer kam sie in Wellen, die immer mehr wuchsen. Doch ich habe Schach am Handy gespielt, habe Japanisch gelernt und meinen Fokus auf die Menschen im Flugzeug gelegt. Gepaart mit dem Essen und Trinken ging diese Zeit zwar langsam, aber sicher um.
Mein darauffolgender Aufenthalt in Osaka war im Gegensatz dazu aber mehr als stressig. Ich hatte nur 2h 50min für meinen Umstieg und ich musste das Gepäck neu aufgeben. Doch Massen an Menschen standen bei der Einwanderung an. Und so stellte ich mich auch dort an. Fasziniert von den japanischen Schriftzeichen, die ich im Vergleich zu denen in China, vereinzelt lesen konnte, war ich wieder hellwach.
Und dann kam ein Problem nach dem anderen…
Ich stand an, kam dran, wurde zurückgeschickt. Ich stand erneut an, bei einer anderen Schlange, wurde nach dieser wieder zu einer anderen geschickt. Eine Stunde verging und ich war endlich bei speziellem Personal, alleine ohne Menschen, und ich bekam meine japanische „Resident-Card“. Endlich war ich durch und suchte meinen Koffer. Doch der war schon lange nicht mehr auf dem Band. Ich fragte Personal, welches zum Glück englisch sprechen konnte, aber auch die wussten nichts. Endlich fand ich jemand, der meinen Koffer aufbewahrt hatte und ihn mir gab. Doch dann direkt das nächste Problem. Ich hatte nur noch 1h 45min, um zum richtigen Terminal zu kommen, und dieser war anscheinend weit weg. Ich rannte durch die Massen von Japanern und verpasste den ersten Bus zu Terminal 2, meinem Ziel. Dort angekommen fragte ich direkt, ob und wie ich noch einchecken kann. Die Dame erklärte mir, dass ich noch drei Minuten habe, um mich selbst einzuchecken und mein Gepäck abzugeben, und ging wieder. Voller Aufregung und Übermüdung vergaß ich in diesem wichtigen Moment meine Buchungsnummer und in der allerletzten Minute bekam ich mein Ticket vom Automaten mithilfe eines anderen Beamten. Mir wurde erklärt, dass ich mein „übergroßen Handgepäckkoffer“ auch abgeben müsste, was mir in dem Moment mehr als egal war. Hauptsache war, dass ich nach Fukuoka kommen würde. Und dann gab ich für einen Aufpreis von 18€, lächerlich wenig, wenn man mich fragt und daran denkt, dass es bei Ryan Air ca. 70€ kosten würde, meinen Handgepäckkoffer ab. Ich machte mich ein letztes Mal durch die Security und saß endlich an einem Sammel-Gate, bei denen die einzelnen Flüge immer auf Japanisch und gebrochenem Englisch aufgerufen wurden.
Ich hatte es geschafft, und ich war stolz, erleichtert und auch froh, endlich wieder Internet zu haben. Ich hatte nun eine halbe Stunde Pause, bis das Boarding anfing und erfuhr nun die Quittung der andauernden Übermüdung und Erschöpfung: Ich saß da, hellwach in einem Moment und schreckte alle 20 Sekunden aus einem Sekundenschlaf hoch. Ich muss sicherlich lächerlich ausgesehen haben, wie ich da zuckend saß, in diesem vollen Raum. Doch ich habe auch diese 30 Minuten dann irgendwie noch wach durchgehalten. Und dann stieg ich zum letzten Mal für diese Reise in ein Flugzeug ein.
Vierter Flug: Osaka – Fukuoka
Dieser Flug war mit der Airline „Peach“ und zu vergleichen mit Ryan Air, doch das machte mir nichts aus, denn dieser Flug ging nur ca. 1h 15min und zufälligerweise waren die beiden Plätze neben mir und meinem Fensterplatz komplett frei. So konnte ich nach der Sicherheitseinführung und lästig langen 10 Minuten meines Zuckens, zwar komplett durchgeschwitzt und erschöpft, aber endlich zufrieden schlafen. Ich war 30 Stunden lang wach, so lange wie noch nie und ich hatte mir gedacht: „Na gut, du wirst schon noch müde sein, wenn du in deiner Wohnung angekommen bist, gönn dir kurz ein bisschen Schlaf. Ich will nicht im Stehen dort einschlafen, oder in der U-Bahn und meine Stationen verpassen.“ Und so habe ich dann 2 mal 15 Minuten in diesem Flugzeug geschlafen, seelenruhig, fast die ganze Reise geschafft zu haben. Und da war es mir auch egal, dass ein Neugeborenes den ganzen Flug geschrien hatte, ich lächelte sogar darüber.
Der Weg zur Unterkunft
Wie neugeboren, abgesehen von meinem nassen T-Shirt, stieg ich aus dem Flugzeug aus, holte meine Koffer ab, was in Japan übrigens innerhalb von 5 Minuten möglich ist, und ging zur U-Bahn. Kurz ein Ticket gekauft und ab, rein da. 2 Stationen mit dieser Linie, 2 Stationen mit der, und ich kam aus der Station, das erste Mal die Stadt und die Gebäude betrachtend, staunend. Ich lief 10 Minuten und holte mir meinen Schlüssel ab, und ging erneute 2 Minuten, um meine Tür im 12. Stock zu öffnen. Und da war ich dann, erstaunt, wie einfach das jetzt ging. Ich legte meine Sachen ab, ging zum nächsten Supermarkt und holte mir ein paar Instant-Gerichte zum zubereiten mit kochendem Wasser. Ich sagte meiner Familie Bescheid, schaute kurz 20 Minuten genießerisch YouTube, duschte mich endlich und schlief dann für 12 Stunden. Um 12 Uhr mittags bin ich heute aufgewacht. Das mit dem Schlafrhythmus habe ich wohl doch noch nicht ganz raus. Trotzdem bin ich müde. Aber vielleicht kriege ich das ja noch hin bis Montag, dann fängt die Schule an. Bis dahin, erstmal.
Fazit
Um zu einem Fazit zu kommen: Ich glaube, dass meine Reise auch ganz anders hätte enden können und ich bin dankbar, für wie viel Glück ich an den richtigen Stellen dieser Reise hatte. Es hat einwandfrei geklappt und außer ein paar Sorgen auf dem Weg und ein bisschen mehr Koordination in Osaka, hätte ich nichts besser machen können. Und so kann ich auch mit gutem Gewissen dazu raten, dass eine Anreise in ein anderes Land mit vielen Zwischenstopps schon ein ganz eigenes Abenteuer sein kann, und zwar anstrengend, aber auch belohnend ist. Doch bitte achte darauf, dass du genug Zeit zwischen den Flügen hast. Die drei Stunden in Osaka waren einfach zu wenig!
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