Um 04:55 Uhr aufstehen
Ich bin heute um 04:55 Uhr aufgestanden, und habe es so richtig genossen. Warum? Weil ich es kann. Aber ernsthaft, es war toll.
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Vincent
3/10/20255 min lesen


Ich habe die letzte Woche zum ersten Mal Nachmittagsunterricht gehabt. Das heißt, statt täglich um 7:30 Uhr aufstehen zu müssen, um um 9 Uhr in der Schule zu sein, war nicht mehr der Fall. Stattdessen hatte ich die Möglichkeit, jeden Tag auszuschlafen, und meinen Tag langsam zu starten. Doch ich habe mich gefragt, was passieren würde, vor allem mit meiner Produktivität, wenn ich jeden Tag weiterhin um 7:30 Uhr aufstehen würde und natürlich habe ich das dann gemacht.
Eine Woche (un)nötig früh aufstehen
Jeden Morgen klingelte mein Wecker also trotzdem um 7:30 Uhr. Dann bin ich aufgestanden und habe meine Morgenroutine gemacht. Was gehörte dazu?
Meditieren
Schreiben
Visualisieren
Affirmieren
Sport betreiben
Lesen
Wenn du noch mehr Details darüber lesen willst, kannst du hier mehr dazu lesen. Doch diese 6 Dinge habe ich meistens innerhalb von 1-2 Stunden jeden Morgen getan. Und das hat etwas mit mir gemacht, denn viele Dinge davon nimmt man sich zwar vor jeden Tag zu machen, doch man kommt nie dazu, gefangen in den Momenten des Alltags. Doch einfach jeden Morgen etwas früher aufzustehen und sich die Zeit dafür zu nehmen, nichts hielt mich davon ab. Also stand ich immer wieder frühs auf, und ich arbeitete einen Punkt nach dem anderen ab. Manchmal las ich 30 Minuten statt den designierten 10 pro Aktivität, manchmal machte ich 30 Minuten Sport. Jeden Morgen stand ich auf und setzte etwas Zeit in diese Morgenroutine/Selbstverbesserung. Ich habe innerhalb einer Woche nun 60% eines Buchs gelesen, was mich normalerweise einen Monat kosten würde, da ich die Disziplin dafür nicht habe. Doch inzwischen gefällt mir das Lesen so gut, dass ich jeden Morgen extra Zeit dafür einplane.
Nach der Morgenroutine
Was aber besonders aufregend für mich war, ist die Zeit, die nach der Morgenroutine kam. Denn in der Morgenroutine selbst visualisierte ich für den Tag und stellte mir all die Dinge vor, die ich vorhatte und bei denen ich Schwierigkeiten haben könnte. Und das erleichterte mir den folgenden Alltag extrem. Bevor ich überhaupt in die Schule ging, hatte ich schon die meisten täglichen Aufgaben des Tages hinter mir und zu wissen, dass ich so produktiv war, gab mir nur noch mehr Motivation für den Rest. Ich nahm mir manche Dinge mehr vor, manche Dinge versuchte ich gar nicht zu machen. Und weil ich jeden Morgen über den Vortag reflektierte und mich fragte, wie ich es heute besser machen könnte, wurde jeder Tag ein bisschen besser.
Natürlich war es anstrengend und ist es auch immer noch. Als Ausgleich habe ich am Wochenende dafür gar nichts Produktives gemacht. Hätte ich wahrscheinlich trotzdem machen sollen, aber hey, ist mir egal. Ich wollte entspannen und ich habe mir auch hierfür die Zeit genommen. Es war eine tolle und höchstinteressante Woche.
Die Rückkehr des Morgenunterrichts
Doch diese Woche haben wir wieder Morgenunterricht. Die nächste wahrscheinlich auch. Und all meine Ideen für den Morgen musste ich aufgeben. Ich hatte die Idee, noch früher aufzustehen, doch irgendwie war die Idee zu verrückt für mich und ich dachte mir, dass ich mit 7:30 Uhr als Ausgangspunkt noch immerhin genug Zeit für meine Morgenroutine haben würde und ich dann danach in die Schule gehe und am Nachmittag den Rest erledige. Doch dem war überhaupt nicht so. Ich kam zwar nicht schwer aus dem Bett und machte mich an die Morgenroutine, doch ich war gestresst. Ich wusste, dass ich mich bald duschen und fertigmachen musste. Also reduzierte ich die designierte Stunde meiner Morgenroutine auf 45 Minuten und kam danach noch gerade rechtzeitig für den Unterricht. Für den hatte ich zwar Energie, doch diese Energie schwand ziemlich schnell. Ich merkte, dass ich mich ähnlich ausgelaugt fühlte im Vergleich mit dem Nachmittagsunterricht. Ich ging nach Hause und hatte das Bedürfnis einen Mittagsschlaf zu machen, doch dann kam mir eine gute Idee:
Der Plan
Ich war müde, ja. Aber ich konnte mit der Müdigkeit etwas anfangen. Ich hatte einen Plan. Ich erledigte mit Ach und Krach meine Aufgaben des Tages, wie das Lernen der neuen Vokabeln, das Schreiben meines täglichen Artikels und sogar des Schreibens meiner momentanen Geschichte. Dann kochte ich mir mein Abendessen und schaute einen Film. Es war gerade mal 19 Uhr. Ich schaute den Film zu Ende und putzte mir die Zähne. 21:30 Uhr. Ich machte das Licht aus und stellte meinen Wecker auf 4:55 Uhr. Sogar 5 Minuten früher als 5 Uhr, damit mich mein langsames Aufstehen nicht stressen musste. So kaputt wie ich war, schlief ich direkt ein. Ich würde mir meinen stressfreien Morgen zurückholen.
Der heutige Morgen
So stand ich heute um 4:55 Uhr auf und keine 5 Minuten später war ich unten vor der Tür in voller Jogging-Montur. Ich grinste, es war noch komplett dunkel und während meines 40-minütigen Joggens am Morgen begegnete ich insgesamt 10 Leuten. Alleine dieses Joggen motivierte mich so sehr für den Tag, weil ich mir dachte: Wer macht sowas denn gerne?
Ich rannte die Kanäle entlang und grinste jedes Mal, wenn mich eine Person anschaute. Ich war stolz auf diese Entscheidung, so früh joggen zu gehen. Auch sah ich nur 20 Autos oder so. Dann kam ich zurück in die Wohnung, duschte und fuhr mit meiner Morgenroutine vor. Jetzt ist es gerade mal kurz nach acht morgens und ich bin schon seit über 3 Stunden wach und habe einiges erledigt. Ich werde jetzt gleich noch ein bisschen Vokabeln wiederholen und dann in die Schule gehen. Danach schreibe ich an meiner Geschichte weiter und mache meine Japanisch-Hausaufgaben. Dann ist der Tag auch schon für mich gelaufen, was Produktivität angeht. Und das macht Spaß.
Fazit
Ich glaube es ist verständlich, warum mich diese Ideen, produktiv zu sein, faszinieren. Ich war in einer langjährigen Beziehung und habe immer versucht, mich anzupassen. Nun bin ich in Japan, komplett alleine und ich kann machen, was ich will. Ich störe niemanden damit, wenn ich um 5 Uhr aufstehe und um 9 Uhr ins Bett will. Ich kann das tun, weil ich Lust darauf habe. Der Gedanke, so produktiv zu sein, während andere ihren Wecker noch nicht einmal gehört haben, motiviert mich. Ich lerne momentan noch, meinen Weg zu finden und ich dachte, dafür muss ich weniger produktiv sein und die Momente mehr genießen. Und deswegen habe ich weniger geschrieben und war mehr spazieren. Doch es macht mir gleichzeitig auch Spaß, meine Energie in diese Dinge zu stecken. Ich bekomme jede Woche ein zwei gute Ideen, die ich umsetzen will und endlich habe ich die Zeit und Lust dafür, diese Ideen auch umzusetzen. Jetzt heißt es einfach nur, dranbleiben. Doch da dies momentan so ein großer Spaß für mich ist, werde ich das diese Woche wahrscheinlich problemlos durchziehen. Doch ich bin auch gespannt auf die Herausforderungen, die mich durch diese neue Routine erwarten werden. Wie wird das Ausgehen mit Freunden diese Woche werden? Muss ich öfter nein zu Freunden sagen? Viele Fragen, doch die lösen sich von ganz alleine. Bis dahin erstmal!